Zwei Drittel der Schulen des Palästinenserhilfswerks UNRWA im Gazastreifen sind nach Angaben der Organisation bei Angriffen getroffen worden. »Einige wurden ausgebombt, viele schwer beschädigt«, schrieb UNRWA-Chef Philippe Lazzarini auf der Plattform X. Allein in den vergangenen vier Tagen seien vier Schulen getroffen worden. Nach eigenen Angaben betrieb das UN-Flüchtlingshilfswerk vor dem Krieg 284 Schulen in dem abgeriegelten Küstenstreifen.
Schulen hätten sich im Gazastreifen von sicheren Orten der Bildung und Hoffnung für Kinder in überfüllte Notunterkünfte verwandelt. Oft würden sie nun zu einem Ort des Todes und des Elends, klagte Lazzarini. »Gaza ist kein Ort für Kinder.« Er schrieb weiter: »Die eklatante Missachtung des humanitären Völkerrechts darf nicht zur neuen Normalität werden.«
Auch das Auswärtige Amt in Berlin erklärte auf X, es sei nicht hinnehmbar, dass Zivilisten, die in Schulen Schutz suchten, getötet würden. »Zivilisten, gerade auch Kinder, dürfen nicht zwischen die Fronten geraten.« Die wiederholten Angriffe der israelischen Armee auf Schulen müssten aufhören und »rasch« untersucht werden, forderte das Auswärtige Amt.
Der UNRWA-Chef machte keine Angaben dazu, von welcher Kriegspartei die Schulen angegriffen wurden. Das israelische Militär erklärte auf Anfrage, den Bericht zu prüfen. Die Armee hat mehrfach Schulen attackiert, da sie nach Darstellung des Militärs von der Hamas oder anderen Terrororganisationen völkerrechtswidrig als Stützpunkte oder Schutzschilde missbraucht werden.
Erst am späten Montagabend teilte das Militär mit, mehrere Terroristen, die sich in einem Schulgebäude verschanzten hätten, aus der Luft angegriffen zu haben. Die Armee versucht dabei nach eigenen Angaben, zivile Opfer zu vermeiden.
Razzia der Armee auch in UNRWA-Zentrale
Die Armee teilte mit, in der Nacht auch einen Einsatz gegen Mitglieder der Hamas und des Palästinensischen Islamischen Dschihads (PIJ) ausgeführt zu haben, die aus der UNRWA-Zentrale heraus operiert haben sollen. Dort gibt es seit Kriegsbeginn keinen regulären Betrieb der Helfer mehr.
»Truppen führten eine gezielte Razzia in dem Gebäude aus, eliminierten Terroristen im Nahkampf und entdeckten in der Gegend große Mengen an Waffen«, hieß es. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Auslöser des Gaza-Krieges war das beispiellose Massaker mit mehr als 1.200 Toten, das Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober 2023 in Israel verübt hatten.
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