Gewerkschaften, Studierenden- und Beschäftigtenvertreter fordern über die geplante Reform des sogenannten Wissenschaftszeitvertragsgesetzes hinaus umfassende Neuerungen für planbare Karrieren in der Wissenschaft. Die vom Bildungsministerium vorgelegten Reformvorschläge linderten allenfalls Symptome des Befristungssystems, versprächen aber keine Heilung, heißt es in gemeinsamen Erklärung, die unter anderem vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) unterzeichnet wurde.
Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) hatte am Freitag vergangener Woche Vorschläge für eine Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes vorgelegt. Es regelt seit 2007 die Frage von Befristungen von Arbeitsverträgen an Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Das Gesetz steht seit langem in der Kritik, weil sich in der Praxis viele Nachwuchswissenschaftler von einem befristeten Arbeitsvertrag zum nächsten hangeln müssen.
Jungwissenschaftlern droht deutlich früherer Jobverlust
Stark-Watzinger schlägt nun unter anderem vor, dass Beschäftigte nach einer Promotion in der sogenannten Postdoc-Phase nur noch maximal für drei Jahre befristet beschäftigt werden dürfen, anstatt für maximal sechs Jahre. Ohne klare Vorgaben für eine Dauerstelle danach, droht nach Ansicht der Gewerkschaften dadurch jungen Wissenschaftlern schon drei Jahre früher der Jobverlust. Für die Zeit nach der Promotion fordern sie daher entweder gleich eine unbefristete Beschäftigung oder eine befristete Beschäftigung, die aber mit einer Zusage versehen ist, die Befristung aufzuheben, wenn bestimmte vorher festgelegte Bedingungen erfüllt werden.
»Es bedarf einer umfassenden und gut durchdachten Strategie zur Schaffung von mehr Dauerstellen, fairen und geschlechtergerechten Beschäftigungsbedingungen und planbaren Berufswegen für Lehrende und Forschende im deutschen Wissenschaftssystem«, heißt es in der Erklärung. Die Vorschläge des Ministeriums sind noch nicht das letzte Wort. Bis zu einem fertigen Gesetzentwurf wird es noch dauern. Für kommenden Donnerstag hat das Bildungsministerium nach Angaben seines Staatssekretärs Jens Brandenburg (FDP) zunächst die betroffenen Verbände zu einem weiteren Gespräch eingeladen.
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