Sorge um Benedikt XVI.: Der emeritierte Papst ist nach Auskunft seines Nachfolgers Franziskus »sehr krank«. Franziskus bat am Mittwoch alle katholischen Gläubigen um ein »spezielles Gebet« für den 95-Jährigen, der schon länger körperlich schwach ist.
»Denkt an ihn, er ist sehr krank. Und bittet den Herrn, ihn zu trösten und zu unterstützen in diesem Zeugnis der Liebe zur Kirche - bis zum Ende«, sagte er zum Ende der Generalaudienz im Vatikan.
Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, ruft die Gläubigen zum Gebet auf. »Ich schließe mich dem Gebetsaufruf von Papst Franziskus an«, sagte Bätzing, der Bischof von Limburg, der Deutschen Presse-Agentur.
Permanent von Ärzten überwacht
Laut einer Meldung der italienischen Nachrichtenagentur Ansa soll sich der Gesundheitszustand Benedikts schon vor Weihnachten verschlechtert haben. Wie Ansa unter Berufung auf qualifizierte Kreise berichtete, haben beim 95-Jährigen schon in den Tagen vor Weihnachten Atemprobleme eingesetzt. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es zunächst nicht.
Der Sprecher des Heiligen Stuhls, Matteo Bruni, teilte anschließend mit, dass sich Benedikts Gesundheitszustand wegen dessen hohen Alters in den vergangenen Stunden verschlechtert habe. Doch sei die Situation »für den Moment unter Kontrolle«. Der Papst werde permanent von Ärzten überwacht, sagte er. Papst Franziskus habe Benedikt sofort nach der Generalaudienz besucht.
Der gebürtige Bayer Joseph Ratzinger, der 2005 zum Nachfolger von Johannes Paul II. gewählt wurde, war der erste deutsche Papst seit fast 500 Jahren. Benedikts langjähriger Weggefährte und persönlicher Assistent Georg Gänswein reagierte zunächst nicht auf Anfragen. Der Erzbischof sowie Ordensschwestern betreuen Benedikt seit Jahren im Kloster Mater Ecclesiae in den Vatikanischen Gärten, wo der emeritierte Papst seit seinem Rücktritt im Jahr 2013 relativ abgeschieden lebt.
Zuletzt hieß es immer wieder, dass Benedikt körperlich schwach sei und kaum noch sprechen könne. »Stabil in der Schwäche«, sagte Gänswein regelmäßig zum physischen Zustand des Papa Emeritus. Geistig aber sei Benedikt weiterhin fit gewesen, hieß es. In unregelmäßigen Abständen empfing er auch noch Besuch.
»Die Lage ist sicher sehr ernst«
Der Erzbischof von München und Freising, Reinhard Marx, sagte im oberbayerischen Bad Tölz bei der diözesanen Eröffnung der Sternsingeraktion 2023, er kenne die Nachricht über den Zustand Benedikts. »Aber für uns gilt, dass wir im Gebet verbunden sind.« Er habe Benedikt im September zuletzt gesehen.
»Die Lage ist sicher sehr ernst«, sagte Benedikts langjähriger Weggefährte und Theologe Wolfgang Beinert. »Bei einem Mann, der auf die 100 zugeht, ist das aber nicht überraschend.« Bis zum Jahresanfang habe er noch Briefkontakt zu Benedikt gehabt, sagte der emeritierte Theologie-Professor. Auf ein Schreiben zu dessen Geburtstag im April habe er aber nicht mehr geantwortet.
Aus Sicht des Benedikt-Biografen Peter Seewald seien die derzeitigen Meldungen »sicherlich sehr besorgniserregend«. Er habe ihn im Oktober zuletzt gesehen, sagte der Autor der Deutschen Presse-Agentur. Ein letzter Brief habe gezeigt, dass er geistig völlig klar war. Benedikt selbst sehne sich seit langem nach seinem »Heimgang«.
Benedikt - der nach eigenen Angaben selbst gar nicht Papst werden wollte - hatte es als Nachfolger des charismatischen Polen Karol Wojtyla, des »Jahrhundert-Papstes« Johannes Paul II., nicht leicht. Zu vielen Gläubigen hatte der scheue Intellektuelle keinen Draht gefunden. Als er fünf Jahre im Amt war, stürzte die katholische Kirche in eine ihrer schwersten Krisen: Schrittweise kamen ab 2010 jahrzehntelanger Kindesmissbrauch und Vertuschung ans Licht. (dpa)