Die US-Regierung hat Medienberichten zufolge zugestimmt, rund 1000 Mann Militärpersonal in den kommenden Monaten aus dem Niger abzuziehen. »Der Verlust der Basis im Niger erschwert die Fähigkeit des Pentagons, die Sicherheitsziele der USA in der Region zu erreichen«, zitierte das »Wall Street Journal« einen hochrangigen US-Militär. Kommentatoren sprachen von einem strategischen Sieg Russlands.
»Bis zum Militärputsch im vergangenen Jahr war der Niger der Eckpfeiler in Washingtons Strategie zur Terrorismusbekämpfung in der Region. US-Green Berets berieten einheimische Kommandos bei Kampfeinsätzen gegen den inzwischen aktivsten islamistischen Aufstand der Welt. US-Drohnen sorgten für die Überwachung der Aktivitäten der Aufständischen«, schrieb das Blatt weiter. Der Abzug werde Notfallpläne beschleunigen, die US-Strategie, das Terrornetzwerk Al-Kaida und die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) dort zu besiegen, wo sie am stärksten seien, zu verlagern. Künftig gehe es um einen Versuch, die Militanten daran zu hindern, in die Nachbarländer entlang der westafrikanischen Küste einzudringen.
Der Niger mit seinen 1000 US-Soldaten sei bei weitem die größte US-Basis in Westafrika und bei ihrem Abzug könnten nur einige Dutzend Soldaten übrig bleiben, die sich auf Benin und den Tschad verteilen, schrieb das Blatt weiter. Infrage gestellt wird mit dem Abzug auch der Status eines 110 Millionen Dollar (rund 94 Millionen Euro) teuren US-Luftwaffenstützpunkts in Agadez, der erst sechs Jahre alt ist.
Militärjunta fordert Abzug
Mit dem Abzug geht die Biden-Regierung auf eine Forderung der Militärjunta des westafrikanischen Landes ein. Diese hatte Mitte März ein militärisches Kooperationsabkommen mit den USA gekündigt. Juntasprecher Amadou Abdramane begründete das Aus mit »herablassendem Verhalten« und einer angeblichen Androhung von Repressalien durch eine US-Delegation. Bis dahin hatte die Vereinbarung US-Soldaten und zivilen Mitarbeitern des Verteidigungsministeriums erlaubt, in dem Land zu operieren.
Seit Ende Juli 2023 wird Niger von einer Militärjunta geführt. Davor galt das Land als letzter demokratischer Partner europäischer Staaten und der USA im Inneren der Sahelzone. Es war ein enger Verbündeter gegen Terrorismus und illegale Migration nach Europa. Der Umsturz löste eine schwere diplomatische Krise in der Region aus.
Auch Nachbarländer wie Mali und Burkina Faso haben sich von den USA und Europa abgewandt und nähern sich immer weiter Russland an. Anfang April hatte Russland dem Niger ein Luftabwehrsystem und 100 Militärausbilder geschickt.
Bericht in der Washington Post
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