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US-Basketballerin Griner aus russischer Haft entlassen

Seit Monaten verhandelten Moskau und Washington über die Freilassung von Gefangenen. Nun wird eine Basketballspielerin gegen einen Waffenhändler ausgetauscht. Ein anderer Fall jedoch bleibt ungelöst.

Griner - Gefangenenaustausch
Ein Standbild aus einem Video des russischen Föderalen Sicherheitsdienstes zeigt WNBA-Star Brittney Griner im Flugzeug, das sie für den Gefangenenaustausch nach Abu Dhabi fliegt. Foto: Uncredited
Ein Standbild aus einem Video des russischen Föderalen Sicherheitsdienstes zeigt WNBA-Star Brittney Griner im Flugzeug, das sie für den Gefangenenaustausch nach Abu Dhabi fliegt.
Foto: Uncredited

Trotz der starken Spannungen im Zuge des Ukraine-Krieges haben sich Washington und Moskau auf einen aufsehenerregenden Gefangenenaustausch geeinigt.

Die in Russland zu neun Jahren Haft verurteilte US-Basketballerin Brittney Griner und der in den USA inhaftierte russische Waffenhändler Viktor But seien freigelassen worden und auf dem Weg in ihre Heimatländer. Das teilten das Weiße Haus und der Kreml mit. Der Austausch habe auf dem Flughafen in Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten stattgefunden.

In einem von den USA heftig kritisierten Verfahren hatte ein russisches Gericht Griner im August wegen Drogenbesitzes zu neun Jahren Lagerhaft verurteilt. Zuletzt war sie in ein Frauenstraflager in der russischen Teilrepublik Mordwinien in der Großregion Wolga verlegt worden. Dabei bestand von Anfang an die Hoffnung, dass die 32-Jährige bei einem Austausch von Gefangenen freikommen könnte. Russland und die USA hatten bereits im April Gefangene ausgetauscht, obwohl das Verhältnis der Länder sich wegen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine noch einmal drastisch verschärft hatte.

»Gerade habe ich mit Brittney Griner gesprochen«, verkündete US-Prsident Joe Biden am Donnerstagmorgen (Ortszeit). »Sie ist sicher. Sie sitzt in einem Flugzeug. Sie ist auf dem Weg nach Hause.« Es bleibe jedoch die Tatsache, dass Griner Monate ihres Lebens verloren und unnötiges Trauma erlebt habe: »Sie verdient Raum, Privatsphäre und Zeit mit ihren Lieben, um sich von ihrer Zeit, in der sie zu Unrecht inhaftiert war, zu erholen und zu heilen.« Biden dankte zudem den Vereinigten Arabischen Emiraten für ihre Hilfe. Griners Ehefrau Cherelle Griner dankte Biden und der gesamten Regierung für ihre Bemühungen.

Der ehemalige US-Präsident Donald Trump bezeichnete den Gefangenenaustausch als »unpatriotische Blamage« bezeichnet. »Warum wurde der ehemalige Marinesoldat Paul Whelan nicht in diese völlig einseitige Transaktion einbezogen?«, fragte Trump in einem Post auf dem von ihm mitgegründeten Netzwerk »Truth Social« am Donnerstag. Whelan wurde 2018 in Russland verhaftet und wegen angeblicher Spionage verurteilt. Die US-Regierung versicherte, weiter über Whelans Freilassung zu verhandeln.

Russland wiederum erhielt im Gegenzug den früheren Sowjetoffizier Viktor But. Er sei im Flugzeug auf dem Weg nach Russland, hieß es in Moskau. Er soll verbrecherische Regime und Rebellen in zahlreichen Ländern illegal mit Waffen ausgerüstet haben. Der als »Händler des Todes« berüchtigte Russe war in den USA 2012 zu 25 Jahren Haft verurteilt worden - der wichtigste Vorwurf war, dass er Rebellen Boden-Luft-Raketen verkaufen wollte, mit denen amerikanische Flugzeuge abgeschossen werden können. Er galt zuvor als einer der meistgesuchten Waffenhändler der Welt.

Die Ankunft von But in Russland werde in Kürze erwartet, sagte die russische Menschenrechtsbeauftragte Tatjana Moskalkowa am Donnerstag der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Für die Freilassung Buts habe sich Präsident Wladimir Putin persönlich eingesetzt, verdeutlichte die 67-Jährige die Bedeutung des Waffenhändlers für Moskau.

»Die wichtigsten Verdienste um diese Verhandlungsprozesse rund um den Austausch gegen Griner haben sich natürlich unsere bekannten Geheimdienste erworben«, teilte Moskalkowa weiter mit. Sowohl Griner als auch But seien vor dem Austausch begnadigt worden.

Athletin Griner war am Moskauer Flughafen Scheremetjewo festgenommen worden. Nach Feststellung der russischen Justiz hatte sie bei einer Gepäckkontrolle sogenannte Vape-Kartuschen und Haschisch-Öl bei sich. Es soll sich um 0,5 Gramm gehandelt haben. Dies wurde als illegaler Drogenbesitz und versuchter Schmuggel gewertet. Das Gericht sah keine mildernden Umstände. Griner hatte sich schuldig bekannt. Washington hatte Moskau von Anfang an ein politisch motiviertes Verfahren vorgeworfen - vor allem wegen des hohen Strafmaßes.

Biden würdigt Griner

Griner spielte seit 2015 beim russischen Spitzenclub UMMC Jekaterinburg im Ural und gewann mit ihm viermal die Euroleague. In der amerikanischen Frauen-Profiliga WNBA gewann sie 2014 mit den Phoenix Mercury die Meisterschaft, mit der US-Nationalmannschaft holte sie außer zwei Olympiasiegen auch zweimal Gold bei Weltmeisterschaften. »Sie repräsentiert das Beste von Amerika - auf ganzer Linie«, würdigte Biden sie.

Der »New York Times« zufolge war Griner in Gefangenschaft zunehmend besorgt darüber gewesen, womöglich nicht freigelassen zu werden. Demnach habe sie nur einmal am Tag eine Stunde in einem kleinen Hof verbringen dürfen und sei ansonsten mit zwei anderen Insassen in einer kleinen Zelle eingesperrt gewesen. Dort habe die 2,06 Meter große Frau auf einem für sie verlängerten Bett geschlafen.

Es gibt einen weiteren ungelösten Fall

Der diplomatische Erfolg vom Donnerstag war unter dem Eindruck harter Sanktionen der USA gegen Russland wegen des Ukraine-Einmarsches lange in der Schwebe. Tatsächlich hatten US-Medien vor einigen Monaten unter Berufung auf amerikanische Regierungsbeamte davon berichtet, dass Putin die Freilassung Griners für But nicht besprechen wolle und offenbar kein Interesse an einer Einigung habe. In den vergangenen Wochen war dann Bewegung in die Verhandlungen gekommen - mit einem Ergebnis, dass auch für Putin angesichts der militärischen Probleme in der Ukraine einen Erfolg und gute Presse in Russland bedeuten könnte.

Mit der Freilassung Griners richtet sich das Augenmerk auch auf einen anderen, ungelösten Fall: den 2018 in Russland verhafteten und wegen angeblicher Spionage verurteilten Amerikaner Paul Whelan. »Wir haben Brittney nie vergessen. Wir haben Paul Whelan nicht vergessen, der seit Jahren zu Unrecht in Russland inhaftiert ist«, sagte Biden. Leider behandle Moskau den Fall Whelans »aus völlig illegitimen Gründen« anders als den Griners. »Wir werden weiter mit besten Absichten über Pauls Freilassung verhandeln. Das garantiere ich«, sagte Biden.

© dpa-infocom, dpa:221208-99-829315/13