Nach teils starken Rückgängen in der Corona-Pandemie sind Patientinnen und Patienten in diesem Jahr wieder häufiger in eine Arztpraxis in Deutschland gegangen. So sorgten zahlreiche Arztbesuche über alle medizinischen Fachgruppen hinweg im ersten Quartal für einen Anstieg der Fallzahlen von 4,8 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal im Vor-Corona-Jahr 2019. Das zeigt der neue Trendreport des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi), den das Institut am Montag in Berlin veröffentlichte. Im zweiten Quartal gab es ein Plus von 0,3 Prozent.
So gingen die Versicherten beispielsweise in diesem Mai mehr als 64 Millionen Mal in eine der rund 100.000 Arztpraxen in Deutschland. Im Mai 2021 waren es knapp 61 Millionen Fälle. Im ersten Corona-Jahr 2020 gab es nur 54 Millionen ambulante Arztbesuche zwischen Küste und Alpen. Im letzten Mai vor der Corona-Pandemie waren es 2019 knapp 64 Millionen Arztbesuche.
Gruppentherapien besonders stark nachgefragt
Bei den Hausarzt-Besuchen gab es im ersten Quartal 2022 einen Zuwachs von 3,7 Prozent gegenüber den ersten drei Monaten des Vor-Corona-Jahres 2019. Im zweiten Quartal waren es plus 1,9 Prozent. Bei den Psychotherapeuten gab es im ersten Halbjahr sogar einen Anstieg von rund 9,5 Prozent gegenüber 2019. Besonders stark nachgefragt waren die Gruppentherapien - mit einem Plus von bis zu 48,5 Prozent allein für das zweite Quartal 2022.
Auch bei den Fachärztinnen und -ärzten gingen die Zahlen in diesem Jahr nach oben - mit einem Plus von 5,8 Prozent im ersten und von 0,4 Prozent im zweiten Quartal. In den Kinderarzt-Praxen blieb das Aufkommen in den ersten drei Monaten im Vergleich zu diesem Zeitraum im Vor-Corona-Jahr stabil. Im zweiten Quartal waren es 4 Prozent mehr Fälle.
Der Vorsitzende des Instituts, Dominik von Stillfried, sagte, die ambulante Versorgung laufe nach Abflauen der Pandemie »weiter unter Volllast«. Es gibt über 183.000 niedergelassene Ärztinnen und Ärzte sowie Psychotherapeutinnen und -therapeuten.
Persönliche Arzt-Patienten-Kontakte zurückgegangen
Nach dem Beginn der Pandemie 2020 waren die persönlichen Arzt-Patienten-Kontakte teils stark zurückgegangen. Im Verlauf des damaligen Aprils gab es laut dem Zi-Report über alle Fachgruppen hinweg ein Minus von 24 Prozent. Im Monat zuvor waren wegen Corona in Deutschland Ansammlungen von mehr als zwei Menschen im Grundsatz verboten worden. Cafés, Restaurants und Friseure mussten schließen.
Im Mai 2020 war es noch minus 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Besonders stark sanken die Zahlen beim Mammografie-Screening zur Früherkennung von Brustkrebs - im April 2020 um minus 98 Prozent. Insgesamt gab es 2020 3,8 Prozent weniger Arztbesuche als 2019.
Im Jahr darauf gingen die Menschen wieder etwas häufiger zum Arzt - wenn auch mit deutlichen Schwankungen. Die stärksten Fallzahlanstiege zeigten sich 2021 in den Monaten November und Dezember. Hier gab es ein Plus von rund 12 beziehungsweise 17 Prozent gegenüber diesen Monaten im Vor-Corona-Jahr 2019. Im gesamten Jahr 2021 lag die Zahl der Praxisbesuche mit plus 0,9 Prozent leicht über der Zahl des Jahres 2019.
Unterschiede werden zwischen den einzelnen Bereichen deutlich - auch in den ersten Monaten des laufenden Jahres. So gab es bei den Laborärzten im ersten Quartal 2022 ein Plus von 40 Prozent gegenüber 2019. Die Zi-Studienautoren führen dies auf Corona-Untersuchungen zurück. Beim Mammografie-Screening blieb es bei Rückgängen der Fallzahlen gegenüber 2019 - mit einem Minus von 1,2 Prozent im ersten Quartal. Im zweiten Quartal 2022 gab es bei den Arztbesuchen zum Mammografie-Screening zur frühen Entdeckung von Brustkrebs sogar ein Minus von 2,7 Prozent gegenüber diesem Zeitraum 2019.
Einen besonders deutlichen Anstieg gab es bei den telefonischen Beratungen: Von Januar bis Juni 2022 wurden 4,3 Millionen ärztliche Beratungen per Telefon abgerechnet - 1,9 Millionen mehr als im selben Zeitfenster 2019. Zudem gab es im ersten Halbjahr 2022 rund 1,6 Millionen Videosprechstunden, die im Vor-Corona-Jahr 2019 noch eine untergeordnete Rolle spielten.
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