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UN-Menschenrechtsbüro: 87 Tote in Massengrab in Sudan

Im Sudan stehen sich die zwei Militärblöcke der Armee und der RSF-Miliz unerbittlich gegenüber. Laut UN sind drei Millionen Menschen auf der Flucht. In der Region Darfur brechen alte Konflikte brutal aus.

Konflikt im Sudan
Ein Milizionär sitzt neben militärischer Ausrüstung, die angeblich während eines Gefechts im umkämpften Gebiet in Süd-Darfur erbeutet wurde. Foto: picture alliance/DPA
Ein Milizionär sitzt neben militärischer Ausrüstung, die angeblich während eines Gefechts im umkämpften Gebiet in Süd-Darfur erbeutet wurde.
Foto: picture alliance/DPA

In dem seit knapp drei Monaten andauernden Machtkampf im Sudan zwischen der Armee und der RSF-Miliz kommt es nach UN-Informationen in der Region Darfur zu schweren Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen. In einer am Donnerstag veröffentlichten Mitteilung wirft das UN-Menschenrechtsbüro den Rapid Support Forces (RSF) vor, mindestens 87 Menschen, unter ihnen 14 Frauen und Kinder, getötet und in einem Massengrab verscharrt zu haben.

»Ich verurteile auf das Schärfste die Tötung von Zivilisten und ich bin außerdem entsetzt über die gefühllose und respektlose Art und Weise, wie die Toten sowie ihre Familien und Gemeinschaften behandelt wurden«, sagte der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, am Donnerstag.

Seit Monaten tragen der Präsident und Vizepräsident einen lange schwelenden Machtkampf gewaltsam aus. Die Armee kämpft gegen die RSF-Miliz des ehemaligen Vizepräsidenten Mohammed Hamdan Daglo. Präsident Abdel Fattah al-Burhan und Daglo hatten 2019 noch gemeinsam die Langzeitherrschaft von Diktator Omar al-Baschir beendet. Den versprochenen Übergang zur Demokratie zögerten beide allerdings hinaus.

Opfer gehören ethnischer Minderheit an

Wie das UN-Menschenrechtsbüro weiter mitteilte, sind die Menschen zwischen dem 13. und 21. Juni in Al-Dschunaina, der Hauptstadt des Bundesstaats West-Darfur getötet worden. Die Opfer gehören demnach der ethnischen Minderheit der Masalit an.

Das Büro berief sich auf Berichte von Angehörigen der Opfer. Am 14. Juni wurde der Gouverneur von West-Darfur nach UN-Informationen von den RSF festgenommen und hingerichtet. Zuvor hatte er in einem Interview die Tötung von Zivilisten in der Region kritisiert und die internationale Gemeinschaft um Hilfe gebeten. Infolge der Hinrichtung kam es erneut zu einer Gewaltwelle in West-Darfur.

Auch die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch warnte bereits am Anfang der Woche vor einer weiteren Eskalation der Gewalt in Darfur. Die Tötung der Zivilisten durch die RSF müsste vom Internationalen Strafgerichtshof als Kriegsverbrechen untersucht werden, so die Organisation in ihrem Bericht.

In Darfur herrscht bereits seit 20 Jahren einer der schwersten Konflikte des Landes. Die arabischstämmige Zentralregierung unterdrückt die ethnischen Minderheiten im Westen des Landes. Eine zentrale Rolle dabei spielen die RSF, die bereits im Dienste der Regierung des ehemaligen Diktators Al-Baschir ethnische Säuberungen in der Region zu verantworten haben. Auch der Einsatz einer UN-Friedenstruppe konnte die Region nicht nachhaltig stabilisieren. Noch immer gilt Darfur als Hochburg der RSF. Die seit Jahrzehnten schwelenden Konflikte zwischen ethnischen Minderheiten in der Region wie den Masalit und den RSF sind durch den Machtkampf nun erneut eskaliert.

Sudans Nachbarn wollen Lösung des Konflikts

Die Nachbarländer des Sudans planen regelmäßige Außenministertreffen zur Lösung des blutigen Machtkampfs in dem nordostafrikanischen Land. Das erklärten die Staats- und Regierungschefs der sieben Nachbarn des Sudans nach einem Treffen in Ägyptens Hauptstadt Kairo.

Weitere konkrete Schritte für ein Ende der Gewalt im Sudan blieben jedoch aus. An dem Treffen hatten auch der Kommissionsvorsitzende der Afrikanischen Union sowie der Generalsekretär der Arabischen Liga teilgenommen. Eine Bestätigung über teilnehmende Vertreter der sudanesischen Armee und der RSF-Miliz gab es nicht.

Sudans nördlicher Nachbar Ägypten ist wegen des Machtkampfs unter anderem besorgt um die Sicherheit an der eigenen Landesgrenze. Vor den Kämpfen im Sudan flüchteten nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) bisher rund 255.000 Menschen nach Ägypten, wo schätzungsweise vier Millionen Sudanesen leben. Experten bezweifeln aber, dass die Regierung in Kairo, anders als etwa Saudi-Arabien oder die Vereinigten Arabischen Emirate, genügend politisches Gewicht hat für eine erfolgreiche Vermittlung.

© dpa-infocom, dpa:230713-99-389882/3