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TV-Debatte: Wie Kamala Harris Mike Pence angegriffen hat

Nachdem das TV-Duell von Donald Trump und Joe Biden im Chaos versank, bekamen die Amerikaner zumindest von ihren Vize-Kandidaten eine geordnetere Debatte geboten. Neue Positionen kamen nicht heraus - aber Mike Pence und Kamala Harris konnten ihre Fähigkeiten zeigen.

TV-Debatte
Kamala Harris (l), Vize-Präsidentschaftskandidatin der Demokraten, und Mike Pence, Vizepräsident der USA, kommen zur TV-Debatte. Foto: Patrick Semansky/AP/dpa
Kamala Harris (l), Vize-Präsidentschaftskandidatin der Demokraten, und Mike Pence, Vizepräsident der USA, kommen zur TV-Debatte. Foto: Patrick Semansky/AP/dpa

SALT LAKE CITY. In der einzigen TV-Debatte der Vize-Kandidaten vor der US-Präsidentenwahl hat Kandidatin Kamala Harris das Coronavirus zu einem zentralen Thema gemacht.

»Das amerikanische Volk ist Zeuge des größten Versagens einer Regierung in der Geschichte unseres Landes geworden«, sagte Harris am Mittwoch in Salt Lake City auf einer Bühne mit Vizepräsident Mike Pence. »Das amerikanische Volk hat Opfer bringen müssen wegen der Inkompetenz dieser Regierung.« Pence konterte mit dem oft auch von Donald Trump vorgebrachten Argument, dass Maßnahmen seiner Regierung hunderttausende Menschenleben gerettet hätten.

Die Debatte verlief viel geordneter als das Duell von Trump und Herausforderer Joe Biden, das eine Woche zuvor im Chaos versunken war. Der Auslöser dafür war vor allem, dass Trump immer wieder Biden ins Wort fiel. Die Vize-Kandidaten unterbrachen einander kaum - auch weil Harris zwei Anläufe von Pence mit einem resoluten »Mr. Vizepräsident, jetzt rede ich« unterband. Dafür überzog Pence immer wieder die ihm zugeteilte Zeit. Er ließ sich auch von der Moderatorin - der Journalistin Susan Page von der Zeitung »USA Today« - nicht stoppen und redete einfach weiter.

Pence fiel auch damit auf, dass er mehrfach einfach die Fragen ignorierte und stattdessen die Botschaften platzierte, die er unterbringen wollte. So redete er bei einer Frage nach der Position zu Abtreibungen zunächst einmal darüber weiter, wie die Trump-Regierung Irans Top-General Ghassem Soleimani mit einem Raketenangriff getötet hatte.

Beide Kandidaten wichen der Frage aus, wie ihre Absprachen mit den jeweiligen Präsidentschaftsanwärtern für eine Machtübergabe sind. Es ist ein wichtiger Punkt: Trump ist 74 Jahre alt und an Covid-19 erkrankt, Biden ist 77. Jeder der beiden wäre bei Amtsantritt im Januar 2021 der älteste Präsident in der US-Geschichte. Moderatorin Page hakte nicht nach.

Genauso wenig beantwortete Harris die von Pence gestellte Frage, ob Biden und die Demokraten im Falle ihres Wahlsiegs und der Rückeroberung der Mehrheit im Senat das Oberste Gericht vergrößern würden. Die Republikaner versuchen gerade, die Juristin Amy Coney Barrett in das höchste US-Gericht zu bringen. Sie würde eine konservative Mehrheit im Gericht zementieren. Pence ging nicht darauf ein, ob Trump und er eine Wahlniederlage akzeptieren würden. »Ich denke, wir werden diese Wahl gewinnen«, sagte der Vizepräsident. Trump liegt in landesweiten Umfragen deutlich hinter Biden zurück.

Harris betonte, dass Biden als Präsident die Steuerreform von Trump rückgängig machen würde. Pence erklärte daraufhin, dass dies Steuererhöhungen für die Wähler bedeuten würde. Harris versicherte: »Joe Biden wird für niemanden die Steuern erhöhen, der weniger als 400 000 Dollar im Jahr verdient.« Harris sagte auch, dass eine Biden-Regierung »mit Stolz« wieder dem Pariser Klimaschutz-Abkommen beitreten würde.

Pence wich unterdessen der direkten Frage aus, ob er den Klimawandel für eine existenzielle Bedrohung halte. »Das Klima ändert sich, wir werden der Wissenschaft folgen«, sagte er. Harris bezeichnete den Klimawandel als »eine existenzielle Bedrohung für uns als Menschen«.

Pence griff mehrfach die politische Vergangenheit von Joe Biden als Vizepräsident von Barack Obama und US-Senator an. Unter anderem hielt er ihm vor, dass Jobs an China verlorengegangen seien und dass die Gesundheitsreform von Obama versagt habe.

Harris (55) und Pence (61) bestritten ihr rund 90-minütiges Duell auf etwa 3,7 Metern Distanz zueinander und zusätzlich getrennt von Plexiglasscheiben. Für die wenigen Zuschauer der Debatte vor Ort galt eine Maskenpflicht. (dpa)