Fast acht Monate nach Kriegsbeginn in der Ukraine hat sich Kremlchef Wladimir Putin auf einem Truppenübungsplatz erstmals selbst beim Schießen mit einem Scharfschützengewehr filmen lassen.
Das russische Staatsfernsehen zeigte am Donnerstag, wie der Oberbefehlshaber liegend unter einem Tarnnetz die Waffe vom Typ Dragunow abfeuerte. Anschließend sprach er auf dem Areal in Rjasan rund 200 Kilometer südöstlich von Moskau mit Soldaten. Zusammen mit Verteidigungsminister Sergej Schoigu kontrollierte Putin vor laufender Kamera auch demonstrativ die Ausrüstung der Kämpfer.
Der Besuch erfolgte inmitten von Kritik an einer schlechten Vorbereitung russischer Soldaten für den Krieg in der Ukraine. So klagen etwa die Frauen von Rekruten, ihre Männer würden nahezu ohne Ausrüstung an die Front geschickt. Soldaten müssten zum Beispiel Rucksäcke, Medikamente, Thermounterwäsche und Socken selbst kaufen.
Verteidigungsminister Schoigu an Putins Seite
An Putins Seite war erstmals seit einiger Zeit auch wieder Verteidigungsminister Schoigu zu sehen. Seine Abwesenheit in der Öffentlichkeit hatte Spekulationen über einen Machtverlust genährt.
Schoigu habe Putin in Rjasan unter anderem über die Ausbildung für Soldaten informiert, die nach einer Teilmobilmachung in die Armee eingezogen worden seien, hieß es. Jeder Soldat verbrauche während der Vorbereitung auf den Krieg mindestens 600 Schuss Munition und werfe fünf Handgranaten, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit.
Putin hatte erst am Mittwoch im nationalen Sicherheitsrat betont, neu einberufene Soldaten müssten »mit allem versorgt werden, was sie brauchen«. Dies betreffe insbesondere die Ausrüstung, Ernährung und medizinische Versorgung. Der Präsident hatte zudem die monatliche Zahlung von mindestens 195.000 Rubel (etwa 3225 Euro) an Soldaten angeordnet, die durch die Teilmobilmachung in den Krieg ziehen.
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