Sieben Jahre nach einem islamistisch motivierten Doppelmord an einem Polizistenpaar bei Paris muss sich seit heute ein mutmaßlicher Komplize des Täters vor Gericht verantworten. Die Justiz wirft dem 30-Jährigen vor, mitverantwortlich für die Radikalisierung des Täters gewesen zu sein.
Er soll zudem den 25-Jährigen, der nach dem Mord im Juni 2016 von Polizisten erschossen wurde, am Tatabend zunächst zum Haus der Polizisten in der Ortschaft Magnanville begleitet haben. Der Angeklagte bestreitet dies. Die Tat sorgte für Entsetzen in Frankreich, das seinerzeit von einer Serie islamistischer Terrortaten erschüttert wurde.
Der 25-jährige Täter tötete damals den Beamten beim Eintreffen an seinem Haus mit Messerstichen und brachte dann dessen Frau und den dreijährigen Sohn in seine Gewalt. Zwischendurch stellte er ein Video von der Tat ins Internet und bekannte sich in Verhandlungen mit der Polizei zur Terrormiliz Islamischer Staat. Als Elitepolizisten das Haus stürmten und den Täter erschossen, stießen sie auf die Leiche der ermordeten Beamtin. Einziger Überlebender des Blutbads war der dreijährige Sohn.
Der Indizienprozess in Paris stützt sich auf eine DNA-Spur des Angeklagten, die auf dem Computer des Polizistenpaars gefunden wurde. Für die Staatsanwaltschaft ist sie der Beleg, dass der 30-Jährige sich zunächst ebenfalls in dem Haus aufhielt. Seine Mitverantwortung für die Radikalisierung des Täters leitet die Anklage unter anderem aus Telegram-Chats her, deren Auswertung die Verteidigung zu Prozessstart aber in Zweifel zog. Ein Urteil soll am 13. Oktober fallen.
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