Bei Demonstrationen für ein solidarisches Miteinander und für Umverteilung in der Energiekrise sind in mehreren deutschen Städten am Samstag zahlreiche Menschen auf die Straße gegangen. Nach Angaben der Veranstalter vom Nachmittag beteiligten sich insgesamt mindestens 24.000 Menschen in Berlin, Düsseldorf, Dresden, Frankfurt am Main, Hannover und Stuttgart. Die Polizei schätzte die Zahl niedriger.
Aufgerufen hatte ein linkes Bündnis aus Gewerkschaften, Umweltgruppen und Sozialverbänden. Unter dem Titel »Solidarischer Herbst: Soziale Sicherheit schaffen - Energiewende beschleunigen« forderten die Initiatoren gezielte Hilfen für Menschen mit wenig Geld, höhere Steuern für Reiche und eine konsequentere Energiewende. Gegen rechts grenzt sich das Bündnis scharf ab. Man wende sich gegen Spaltung und Hetze, erklärten die Organisatoren.
In Berlin sprach die Polizei von einer »ruhigen und entspannten« Situation und schätzte die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu Spitzenzeiten auf etwa 2800. Das Bündnis sprach von 6000. Es hatte im Vorfeld rund 20 000 Menschen erwartet. Mehrere Linke-Politiker beteiligten sich an dem Protestzug, etwa Sozialsenatorin Katja Kipping, Justizsenatorin Lena Kreck und Kultursenator Klaus Lederer.
Organisatoren fordern »sozial-ökologische Wende«
In Dresden zählte das Bündnis 2000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Es gebe eine große Sorge um die Menschen, die die steigenden Preise für Lebensmittel und Energie nicht mehr zahlen könnten, sagte Sylvia Bühler, Bundesvorstandsmitglied bei Verdi, auf der Kundgebung in Dresden. Sebastian Wegner, Bundesgeschäftsführer des Sozialverbandes Volkssolidarität, forderte dort einen »Schutzschirm für die Daseinsvorsorge, um auch soziale Einrichtungen zu schützen«.
Die Demonstration in Düsseldorf zog durch die Innenstadt bis zum Landtag. Die Polizei sprach von 2300, die Organisatoren sprachen von 4000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Bis zum frühen Nachmittag blieb laut Polizei alles friedlich. Auch in Hannover kamen mehr als 1000 Menschen zu einer Kundgebung in der Innenstadt - die Polizei sprach von 1500, die Veranstalter von mehr als 2000 Menschen.
In Frankfurt am Main kamen laut Polizei 2700 Menschen zusammen, den Veranstaltern zufolge waren es 5000. Demonstration und Abschlusskundgebung verliefen laut Polizei friedlich. Auch in Stuttgart verzeichnete die Polizei keine Zwischenfälle. Angaben zu Teilnehmerzahlen machte sie zunächst nicht. Das Bündnis sprach dort von 4000 Teilnehmern.
Die bundesweiten Aktionen werteten die Organisatoren als Erfolg: »Die Demonstrationen zeigen, dass viele Menschen sich in der Krise nicht spalten lassen und sich eine sozial-ökologische Wende wünschen«, hieß es nach Ende der Proteste. Zu dem veranstaltenden Bündnis zählen die Netzwerke Campact und Attac, die Umweltverbände Bund und Greenpeace, der Paritätische Gesamtverband, die Volkssolidarität und die Bürgerbewegung Finanzwende sowie die Gewerkschaften Verdi und GEW.
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