Ein von der Militärjunta kontrolliertes Gericht in Myanmar hat die entmachtete Regierungschefin Aung San Suu Kyi zu weiteren sechs Jahren Haft verurteilt. Die Strafe gegen die 77-Jährige sei wegen vier Fällen von Korruption verhängt worden, sagten mit dem Prozess vertraute Quellen der Deutschen Presse-Agentur.
Demnach wurde die Friedensnobelpreisträgerin für schuldig befunden, unter anderem Gelder einer wohltätigen Stiftung veruntreut zu haben, die Suu Kyi im Namen ihrer Mutter gegründet hatte. Suu Kyi bestritt die Vorwürfe. In mehreren anderen Fällen war die Friedensnobelpreisträgerin zuvor bereits zu insgesamt rund elf Jahren Haft verurteilt worden.
Seit Juni in einem Gefängnis in Einzelhaft
Die Verfahren gehören zu einer Reihe von 18 Anklagen, darunter elf wegen Korruption. Für jeden Anklagepunkt drohen bis zu 15 Jahre Gefängnis. Im April verhängte ein Gericht eine Haftstrafe von fünf Jahren gegen Suu Kyi in ihrem ersten Korruptionsfall, weil sie Gold und 600.000 US-Dollar (rund 586.000 Euro) Bestechungsgeld von einem Politiker angenommen haben soll. Einige Monate zuvor war sie bereits in kleineren Fällen zu insgesamt sechs Jahren Haft verurteilt worden.
Die 77-Jährige sitzt seit Juni in einem Gefängnis in der Hauptstadt Naypyidaw in Einzelhaft, nachdem sie im Zuge des Militärputsches vom Februar 2021 zunächst unter Hausarrest gestellt worden war. Die Verfahren finden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Suu Kyis Anwälte dürfen nicht mit Medien sprechen. Menschenrechtler sprechen von einem Schauprozess.
Die Generäle hatten im Februar 2021 geputscht. Sie begründeten den Umsturz mit angeblichem Betrug bei der Wahl im November 2020, die Suu Kyi klar gewonnen hatte. Beweise legten sie keine vor. Seither versinkt das frühere Birma in Chaos und Gewalt.
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