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Sudan: Konfliktparteien stimmen siebentägiger Waffenruhe zu

Rivalisierende Militärführer liefern sich im Sudan heftige Gefechte, die bisher Hunderte Tote gefordert haben. Der Südsudan vermittelt und hat einen einwöchigen Waffenstillstand ausgehandelt.

Konflikt im Sudan
Schwere Kämpfe in Khartum: Im Sudan kämpfen das Militär und die paramilitärischen Rapid Support Forces um die Macht. Foto: Marwan Ali
Schwere Kämpfe in Khartum: Im Sudan kämpfen das Militär und die paramilitärischen Rapid Support Forces um die Macht.
Foto: Marwan Ali

Die Anführer der sudanesischen Armee und paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) haben einem siebentägigen Waffenstillstand vom 4. Mai bis 11. Mai zugestimmt. Das teilte das Außenministerium des benachbarten Südsudan mit. Der Präsident des Südsudan, Salva Kiir, vermittelt seit wenigen Tagen als Vertreter des nordostafrikanischen Regionalverbunds IGAD zwischen den beiden Konfliktparteien.

Al-Burhan und Daglo hätten sich bereit erklärt, Vertreter für Verhandlungen zu nennen, die in Südsudans Hauptstadt Juba stattfinden sollen. Ein Datum für den Beginn der Verhandlungen müsse noch gesetzt werden, sagte das Außenministerium des Südsudan. Die sich rapide verschlechternde humanitäre Situation mache eine Deeskalation des Konflikts zwingend erforderlich, hieß es.

Das Gesundheitsministerium meldete Ende vergangener Woche rund 530 Tote und gut 4600 Verletzte durch die Kämpfe. Im Chaos der Gefechte ist es für Behörden aber schwierig, einen Überblick zu behalten. Diese gehen davon aus, dass die wahren Zahlen deutlich höher liegen.

Seit Ausbruch der Kämpfe Mitte April mindestens 334.000 Menschen zu Binnenflüchtlingen geworden. Das berichtete die UN-Organisation für Migration (IOM) in Genf. Der Großteil davon, rund 240.000 Menschen, sei in den Gebieten Süd- und Westdarfur vertrieben, wie ein IOM-Sprecher sagte. Schon vor dem Konflikt gab es im Sudan durch frühere Kämpfe 3,7 Millionen Vertriebene.

Die Zahl der Flüchtlinge, die Zuflucht in Nachbarländern suchen, hat nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) die 100.000 überschritten. Viele kämen im Tschad, im Südsudan und in Ägypten an. Darunter seien Sudanesen, aber auch Flüchtlinge aus anderen Ländern, die im Sudan Zuflucht gefunden hatten. Das UNHCR richtet sich bei seinen Planungen darauf ein, dass bei anhaltenden Kämpfen mehr als 800.000 Menschen fliehen könnten. »Wir hoffen, dass es nicht dazu kommt«, schrieb UNHCR-Chef Filippo Grandi am Montag auf Twitter.

Der Sudan war schon vor der jüngsten Gewalt bereits massiv auf internationale humanitäre Hilfe angewiesen. Der UN-Spendenaufruf für 2023 im Umfang von 1,75 Milliarden US-Dollar (rund 1,6 Milliarden Euro) war aber bis Anfang Mai erst zu 14 Prozent gedeckt. Die UN-Organisationen brauchten dringend Geld, um Hilfe leisten zu können, sagte ein Sprecher des UN-Nothilfebüros OCHA.

Sechs Container der WHO, die per Schiff in Port Sudan angekommen waren, wurden am Dienstag geleert und das Material in Lagerhäuser umgeräumt, wie ein WHO-Sprecher in Genf sagte. Die UN hätten vor dem Konflikt bereits viel Hilfsmaterial im Sudan gehabt und nicht alle Lager seien geplündert worden, sagte der OCHA-Sprecher. Das Material werde verteilt, sobald die Sicherheitslage dies zulasse.

© dpa-infocom, dpa:230502-99-528554/4