Ob strenge Vorschriften, Subventionen oder Preisanreize: In den vergangenen 20 Jahren wurden zahlreiche Klimaschutzmaßnahmen eingeführt. Welche davon wirklich wirksam sind, bleibt oft unklar. Forscher fanden nun heraus, dass nur 63 von 1.500 Klimamaßnahmen der vergangenen zwei Jahrzehnten weltweit zu nennenswerten Emissionsreduktionen führten.
Als nennenswert wurde den Angaben zufolge eine Minderung um mindestens 5 bis 10 Prozent eingestuft. Im Mittel lag der Wert bei den Erfolgsfällen bei 19 Prozent.
Was diese Erfolgsfälle der im Fachjournal »Science« veröffentlichten Studie zufolge gemeinsam haben: Sie setzen auf die Hebelwirkung von Steuer- und Preisanreizen. Und weisen darauf hin, dass auf eine Mischung von Ansätzen gesetzt werden sollte: »Unsere Ergebnisse zeigen klar, dass der Erfolg von Klimamaßnahmen vom richtigen Mix der Instrumente abhängt«, erklärt Leitautorin Annika Stechemesser vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK).
»Viel hilft nicht automatisch viel«
Der Studie zufolge reiche es nicht, allein auf Subventionen oder Regulierung zu setzen. »Viel hilft nicht automatisch viel«, sagt Nicolas Koch, ebenfalls Leitautor vom PIK und Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC).
Verbote, etwa für Kohlekraftwerke im Stromsektor oder von Verbrennerautos im Verkehr, seien Beispiele dafür: Die Forschenden fanden laut einer Mitteilung keinen Fall, in dem solche Verbote allein schon zu nennenswerten Emissionsreduktionen führten. Erst in Kombination mit Steuer- und Preisanreizen erzielten sie eine Reduktion.
Für die Studie wertete das Forschungsteam unter der Leitung des PIK und MCC 1.500 Klimamaßnahmen aus 41 Ländern über 6 Kontinente aus der Zeit von 1998 bis 2022 aus.
Andere Länder, andere Maßnahmen
Ein Mix von Maßnahmen sei gerade in wirtschaftlich entwickelten Ländern effektiv, hieß es weiter. Für Deutschland nennen die Forscher die Ökosteuerreform ab 1999 und die Lkw-Maut in 2005 als erfolgreiche Maßnahmen im Verkehrssektor. Es sei die einzige Politikkombination, die hierzulande bislang zu einer nennenswerten Emissionsreduktion geführt habe.
Andere Länder setzten auf einen anderen Maßnahmen-Mix: Die USA habe die Belastung im Verkehrssektor etwa durch Steueranreize, Subventionen für umweltfreundliche Fahrzeuge und CO2-Effizienzstandards den Verkehr verbessert.
Im Stromsektor erwies sich in Großbritannien etwa die Kombination aus einem CO2-Mindestpreis, Subventionen für erneuerbare Energien und einem Kohleausstiegsplan als besonders erfolgreich.
Im Gebäudesektor in Schweden war es die Mischung aus CO2-Bepreisung und Förderprogrammen für Sanierungen und Heizungswechsel.
Maßnahmen lassen sich nicht 1:1 übertragen
Aus den Ergebnissen ließen sich bewährte Best Practices ableiten. »Quer durch die Sektoren Gebäude, Strom, Industrie und Verkehr und sowohl in Industrieländern als auch in den oft vernachlässigten Entwicklungsländern«, sagt Koch.
Zwar ließen sich die Maßnahmen aus den verschiedenen Ländern »nicht zwingend 1:1 auf andere übertragen«, jedoch könnten die Maßnahmen-Mischungen der Erfolgsfälle ähnlich entwickelten Ländern Orientierung geben, so Stechemesser. »Wir glauben, dass dieses Orientierungswissen von großer Bedeutung ist, um Politik und Gesellschaft bei der Transformation zur Klimaneutralität zu unterstützen.«
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