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Steinmeier besucht Kanada - Ausflug in die Arktis

Kanada wird als Partner für Deutschland immer wichtiger - auch wegen des Kriegs in der Ukraine. Für seine erste Reise in das zweitgrößte Land der Welt hat sich der Bundespräsident einiges vorgenommen.

Frank-Walter Steinmeier und Elke Büdenbender
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender auf dem militärischen Teil des Flughafens Berlin Brandenburg (Archivbild). Foto: Bernd von Jutrczenka
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender auf dem militärischen Teil des Flughafens Berlin Brandenburg (Archivbild).
Foto: Bernd von Jutrczenka

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ist am Sonntag zu einem viertägigen Besuch in Kanada aufgebrochen. Ziel der Reise ist es, die Beziehungen beider Länder in Krisenzeiten weiter zu stärken. Das Bundespräsidialamt wies vor Beginn der Reise darauf hin, dass Kanada für Deutschland ein zunehmend wichtiger Partner etwa bei der Energieversorgung, der Verteidigung der liberalen Demokratie und bei der Unterstützung der Ukraine sei.

Kanadas Generalgouverneurin Mary Simon wollte den Bundespräsidenten am Nachmittag (17.45 Uhr Ortszeit/23.45 Uhr MESZ) in der Hauptstadt Ottawa empfangen, an diesem Montag folgt ein Treffen mit Premierminister Justin Trudeau. Tags darauf will Steinmeier in Vancouver unter anderem einen Hersteller von Brennstoffzellen und eine Pilotanlage für smarte Energiesysteme besuchen.

Mit dem Bundespräsidenten reisen seine Frau Elke Büdenbender und eine große Wirtschaftsdelegation. Auch Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) ist dabei. Die Reise endet am Mittwoch mit einem Besuch in der Arktis, wo sich Steinmeier über die schon jetzt sichtbaren Folgen des Klimawandels informieren will. Diese zeigen sich etwa im Auftauen der Permafrostböden und in der Küstenerosion. Dazu wird Steinmeier in die nur rund 900 Einwohner zählende Siedlung Tuktoyaktuk nördlich des Polarkreises fliegen, wo ihm die Inuit deutsch-kanadische Forschungsprojekte zur Anpassung an den Klimawandel vorstellen wollen.

Gegenseitige Sympathie hat Tradition

Kanada ist mit fast zehn Millionen Quadratkilometern Fläche nach Russland das zweitgrößte Land der Welt und etwa 28-mal so groß wie Deutschland. Trotzdem leben dort nur rund 37 Millionen Menschen - nicht einmal halb so viele wie in Deutschland.

»Kanada und Deutschland mochten sich schon immer. Aber sie brauchten sich noch nie so sehr wie jetzt«, heißt es im Bundespräsidialamt mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Beispiel Energie: Kanzler Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) waren im August vergangenen Jahres in Kanada und vereinbarten dort eine langfristige Zusammenarbeit für die Erzeugung und den Transport von Wasserstoff. Dieser soll erstmals 2025 nach Deutschland kommen. Beispiel Sicherheitspolitik: Kanada ist wie Deutschland ein großer Unterstützer der Ukraine, liefert dieser beispielsweise auch Leopard-Kampfpanzer für den Krieg gegen Russland.

Das Bundespräsidialamt verwies zudem darauf, dass Kanada vor ähnlichen Herausforderungen wie Deutschland stehe - hohe Inflation, Wohnungsnot in Ballungsgebieten, Fachkräftemangel, Migration. Beide Staaten seien zudem Vorreiter beim Klimaschutz.

Dass Kanada auch für deutsche Unternehmen interessant ist, zeigt der VW-Konzern, der hier seine bisher größte Batteriezellfabrik bauen und dafür bis zu 4,8 Milliarden Euro investieren will. Die Produktion soll 2027 beginnen. VW-Vorstandschef Oliver Blume begleitet den Bundespräsidenten. Begünstigt wird die wirtschaftliche Kooperation dadurch, dass der Bundestag im Dezember nach jahrelangen Debatten einer Ratifizierung des EU-Handelsabkommens Ceta mit Kanada zugestimmt hat.

Für Steinmeier ist es die erste Reise nach Kanada. Auch in seiner Zeit als Außenminister war er nicht dort.

© dpa-infocom, dpa:230423-99-415330/4