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Steigende Corona-Zahlen: Klare Regeln für Feste gefordert

Hochzeiten, Taufen, Partys - laut Jens Spahn gehen lokale Corona-Ausbrüche oft auf Feiern zurück. Ärztevertreter verlangen einheitliche Konzepte - und feste Grenzen.

Kontrolle auf Party-Meile
Vor einem Berliner Lokal kontrollieren Polizisten eine Party. Foto: Paul Zinken/dpa-zb-zentralbild/dpa
Vor einem Berliner Lokal kontrollieren Polizisten eine Party. Foto: Paul Zinken/dpa-zb-zentralbild/dpa

BERLIN. Der Ärzteverband Marburger Bund fordert bundesweit einheitliche Regeln für Feste und Partys, um die weitere Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen.

»Um Ansteckungsrisiken auch im Herbst und Winter zu verringern, sollten sich die Länder bald auf einheitliche Regeln für private und öffentliche Feiern aller Art verständigen«, sagte die Vorsitzende Susanne Johna den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Wichtig seien etwa Obergrenzen für Gäste und Konzepte fürs Lüften. Das Hotel- und Gaststättengewerbe rief zu Disziplin auf, um einen erneuten Lockdown zu verhindern.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte zuvor darauf hingewiesen, dass Feierlichkeiten neben den Ansteckungen durch Reiserückkehrer zu den größten Gefahrenquellen in Deutschland zählten. Deshalb müsse man mit den Ländern noch einmal über die Grenzen und Regeln für Veranstaltungen reden. In den Bundesländern gelten ganz unterschiedliche Regelungen. Zum Teil sind inzwischen wieder Innenveranstaltungen mit mehreren hundert Teilnehmern erlaubt.

Das sieht auch der Marburger Bund kritisch. »Je größer die Zahl der Feiernden gerade in geschlossenen Räumen ist, desto wahrscheinlicher ist ein Mensch dabei, der die anderen ansteckt«, warnte Johna. Wenn die Infektionszahlen wieder stark stiegen, seien 150 Gäste bei einer Familienfeier oder einer Party in Innenräumen zu viel. Viele seien sorglos, weil sie auf die hohe Quote der Genesenden schauten. Doch darunter seien auch Menschen erfasst, die an schweren Langzeitschäden litten. »Es gibt Schätzungen, dass der Anteil der an Covid-19 erkrankten Patienten mit Folgeschäden im oberen einstelligen Bereich liegt«, sagte die Medizinerin.

Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) appellierte an die Vernunft von Wirten, Personal und Gästen. »Es sollten alle darauf bedacht sein, die seit Mitte Mai gewonnenen Freiheiten des Ausgehens und Reisens zu verteidigen«, sagte Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Die Ansteckungsgefahr sei zwar nicht zu bestreiten. »Insgesamt ist das Infektionsgeschehen in unseren Betrieben aber niedrig.«

Neben Hotels und Gaststätten gebe es »auch andere Hotspots«, etwa Urlaubsrückkehrer und private wie große Veranstaltungen im öffentlichen Raum, sagte die Dehoga-Chefin. »Es muss deshalb genau analysiert werden, wo die Schwachstellen liegen, bevor einschränkende Maßnahmen festgelegt werden.«

Vor allem Eventcaterer, die vorwiegend Familienfeste wie Hochzeiten beliefern, würden von erneuten Maßnahmen hart getroffen, warnte Hartges: »Großveranstaltungen und eine Vielzahl kleinerer Events finden ja noch gar nicht wieder statt. Die Verluste sind erheblich und viele dieser Betriebe fürchten um ihre Existenz.« Deshalb müssten sich alle an die Spielregeln halten, forderte sie.

Der Deutsche Städte- und Gemeindebund rief zu einer gesamtgesellschaftlichen Anstrengung auf, um einen erneuten Lockdown zu verhindern. »Dieser hätte schwere Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Gesellschaft«, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg. »Viele Geschäfte im Bereich des Einzelhandels und der Gastronomie würden ein erneutes Herunterfahren des öffentlichen Lebens kaum verkraften.«

Die Schlüssel zu einer erfolgreichen Verhinderung einer zweiten Welle sieht Landsberg in einer gezielten Teststrategie. Priorität hätten aus der Sicht der Kommunen Schulen und das Wirtschaftsleben. Beides müsse offen gehalten werden, um Arbeitsplätze zu sichern. (dpa)