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Spanischer Politiker in Madrid niedergeschossen

Spanien wird von einem Angriff auf einen bekannten rechten Politiker erschüttert. Am helllichten Tag und auf offener Straße wurde der 78-Jährige in Madrid ins Gesicht geschossen. Überfall oder Attenat?

Polizei
Polizisten riegeln eine Straße in Madrid ab - es wird nach einem Motorradfahrer gefahndet. Foto: Andrea Comas/DPA
Polizisten riegeln eine Straße in Madrid ab - es wird nach einem Motorradfahrer gefahndet.
Foto: Andrea Comas/DPA

Der rechte spanische Politiker und Mitbegründer der rechtspopulistischen Partei Vox, Alejo Vidal-Quadras, ist in Madrid auf offener Straße niedergeschossen worden.

Der 78-Jährige schwebte nach der Bluttat nicht in Lebensgefahr, wie Vox-Chef Santiago Abascal berichtete. Ein Unbekannter habe dem früheren EU-Abgeordneten im zentralen Stadtteil Salamanca ins Gesicht geschossen, berichteten der staatliche TV-Sender RTVE und andere Medien übereinstimmend unter Berufung auf Polizeiquellen. Das Motiv war zunächst unklar. Medien zufolge schloss die Polizei einen Raubüberfall nicht aus.

»Offensichtlich ein Attentat«

Aber da Vidal-Quadras kurz zuvor auf der Plattform X die Einigung zwischen der sozialistischen PSOE und der katalanischen Separatistenpartei auf eine Amnestie scharf kritisiert hatte, wurde auch über einen politischen Hintergrund der Bluttat spekuliert. Abascal betonte, dass es »offensichtlich ein Attentat« sei und »nichts ausgeschlossen« werden könne.

Vidal-Quadras, der vor der Vox-Gründung 2013 lange Mitglied der konservativen Volkspartei PP und zeitweise deren Chef in Katalonien war, zog später für die PP ins EU-Parlament ein und war dort von 1999 bis 2014 Vize-Präsident.

Fahndung nach zwei Motorradfahrern

Er wurde laut Medienberichten nach dem Angriff bei Bewusstsein in ein Krankenhaus gebracht. Die Polizei fahnde nach zwei Personen, die auf einem Motorrad geflüchtet seien.

Zuvor hatte sich die PSOE des geschäftsführenden Ministerpräsidenten Pedro Sánchez die Unterstützung der katalanischen Junts-Partei des in Belgien im Exil lebenden Separatistenführers Carles Puigdemont gesichert. Sánchez kann auf nun auf die Junts-Stimmen bauen, wenn voraussichtlich kommende Woche im Unterhaus des Parlaments über eine weitere vierjährige Amtszeit des Sozialisten abgestimmt wird.

Vidal-Quadras äußerte sich dazu wie andere konservative Politiker mit scharfer Kritik. Dieser Pakt »zerstört die Rechtsstaatlichkeit in Spanien und hebt die Gewaltenteilung auf«, schrieb er. »Unsere Nation wird somit aufhören, eine liberale Demokratie zu sein, und zu einer totalitären Tyrannei werden. Wir Spanier werden das nicht zulassen«, fügte der Politiker hinzu, der nach der Mitgründung von Vox dieser Partei später den Rücken kehrte.

Reaktionen auf den Zwischenfall

Die Präsidentin des EU-Parlaments, Roberta Metsola, zeigte sich erschüttert von dem Angriff auf Vidal-Quadras. Der Schuss auf den früheren Vizepräsidenten des EU-Parlaments sei eine »schreckliche Nachricht«. Sie wünsche ihm eine schnelle Genesung, schrieb Metsola auf der Plattform X.

Auch der geschäftsführende Regierungschef Pedro Sánchez und Oppositionsführer, PP-Chef Alberto Núñez Feijóo, verurteilten die Tat und wünschten dem Opfer eine baldige und vollständige Genesung. Sánchez betonte, der vertraue darauf, dass die Ermittlungen der Polizei den Hintergrund der Tat klären und die Verantwortlichen gefasst würden.

© dpa-infocom, dpa:231109-99-886986/6