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Sozialministerin Touré: »Biografie ersetzt keine Politik«

Ihre aus Mali geflüchteten Eltern gaben Aminata Touré mit auf den Weg, »immer 200 Prozent« geben zu müssen. Jetzt ist sie die erste afrodeutsche Ministerin - und sich ihrer Verantwortung sehr bewusst.

Aminata Touré
Die Spitzen-Grünen Lasse Petersdotter (l-r), Eka von Kalben, Aminata Touré, Ann-Kathrin Tranziska und Monika Heinold stehen in Kiel vor Journalisten. Foto: Frank Molter
Die Spitzen-Grünen Lasse Petersdotter (l-r), Eka von Kalben, Aminata Touré, Ann-Kathrin Tranziska und Monika Heinold stehen in Kiel vor Journalisten.
Foto: Frank Molter

Die erste afrodeutsche Ministerin in einem Bundesland, die künftige schleswig-holsteinische Sozialministerin Aminata Touré, sieht eine große Chance in ihrer neuen Aufgabe.

»Natürlich ist das eine besondere Rolle. Ich bekomme jetzt schon zahlreiche Nachrichten von Menschen, die mir schreiben, dass ihnen das ganz viel bedeutet«, sagte die 29 Jahre alte Grünen-Politikerin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) und den »Kieler Nachrichten«. »Wichtig ist, damit verantwortungsvoll umzugehen.«

Touré wurde 1992 in Neumünster geboren, ihre Eltern flohen aus Mali. Seit 2017 gehört sie dem Kieler Landtag an und war seit 2019 dessen Vizepräsidentin. Am Mittwoch wird die erste schwarz-grüne Landesregierung in Schleswig-Holstein unter Führung von Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) vereidigt.

Touré betonte, ihre Eltern hätten ihr deutlich gemacht, dass sie als Angehörige einer Minderheit in Deutschland »immer 200 Prozent« geben müsse, wo andere nur 100 Prozent geben. »Aber am Ende des Tages wünsche ich mir eine Gesellschaft, in der die Notwendigkeit nicht besteht, dass man immer doppelt so viel geben muss, nur weil man in irgendeiner Form anders ist.«

Es sei wichtig, dass Politik auch von Menschen gemacht werde, die die Perspektive derer, die bisher in der Gesellschaft wenig repräsentiert seien, aus eigener Erfahrung kennen. Doch das allein reiche nicht aus, betonte Touré. »Biografie ersetzt keine Politik. Es ist notwendig, sich mit den Menschen, die jetzt diese Herausforderung haben, auseinanderzusetzen und politische Konzepte zu haben. Die Kombination aus allem macht Politik.«

© dpa-infocom, dpa:220629-99-838930/2