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Sorge nach erneuten Berlusconi-Aussagen über Putin

Reichlich Wodka und ein süßer Brief aus Moskau: Italiens ehemaliger Staatschef Berlusconi lässt daran zweifeln, ob Italiens neue Regierung sich in Zukunft deutlich genug vom Kreml distanzieren wird.

Ex-Ministerpräsident Berlusconi
Italiens Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi wird in Rom von der Presse umringt. Foto: Cecilia Fabiano
Italiens Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi wird in Rom von der Presse umringt.
Foto: Cecilia Fabiano

Italiens Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi hat mit Aussagen über seinen Freund Wladimir Putin erneut Zweifel an der Entschlossenheit der künftigen Regierung im Vorgehen gegen Moskau geschürt.

Gestern Abend veröffentlichte die Nachrichtenagentur LaPresse den Mitschnitt einer heimlich aufgenommen Rede Berlusconis vor Forza-Italia-Parteikollegen im Parlament. Darin sagte der 86-Jährige, dass er mit dem Kremlchef wieder in Kontakt sei und dass dieser ihn als einen seiner fünf besten Freunden bezeichnet habe.

Nachdem die Partei am Nachmittag die Aussagen noch dementiert hatte, hieß es am Abend nach Veröffentlichung des Audio-Mitschnitts nur noch, dass Berlusconi weiter auf der Linie Europas und der USA sei.

Freundschaftsbekundungen aus und gen Moskau

In der Tonaufnahme sagte der frühere Regierungschef, dessen Forza Italia als kleiner Partner einer Rechtskoalition die künftige Regierung bilden will: »Ich habe die Beziehungen zu Präsident Putin wieder ein bisschen aufgenommen, ein bisschen viel, so dass er mir zu meinem Geburtstag 20 Flaschen Wodka geschickt hat und einen sehr süßen Brief.« Berlusconi erzählte dann, er habe Putin im Gegenzug italienischen Wein geschickt und »einen ebenso süßen Brief«. Putin habe ihn zu einem »seiner fünf echten Freunde« gezählt.

Wie eine Sprecherin der EU-Kommission am Mittwoch auf Nachfrage betonte, ist der Import von Spirituosen aus Russland eigentlich verboten. Das im April in Kraft getretene fünfte EU-Sanktionspaket gegen Russland beinhaltet einen Importstopp für Wodka. Für die Umsetzung der Sanktionen seien aber die EU-Staaten verantwortlich. Ob die Strafmaßnahme auch für Geschenke gilt, war zunächst unklar.

Einige Italiener und Ukrainer sorgen sich um die Unterstützung des Mittelmeerlandes für Kiew im Krieg gegen die Russen, wenn die neue Regierung unter der Wahlsiegerin Giorgia Meloni von den rechtsradikalen Fratelli d'Italia im Amt ist. Berlusconi hatte erst vor Wochen behauptet, Putin sei zum Angriff gedrängt worden.

Westen laut Berlusconi längst in Krieg eingetreten

Die neuen Kommentare vor allem zu den jeweiligen Geschenken waren von seinen Vertrauten, darunter dem möglichen künftigen Außenminister Antonio Tajani, zunächst als »alte Geschichten« abgetan worden. Allerdings spricht Berlusconi in der Aufnahme, die laut LaPresse während einer Sitzung der Forza-Italia-Abgeordneten am Dienstag aufgenommen wurde, explizit vom Krieg, in den der Westen längst eingetreten sei, »weil wir der Ukraine Waffen und Geld geben«.

Der Sozialdemokrat Enrico Letta kritisierte, die Rechtsallianz sei dabei, Italien in eine immer unklarere Position gegenüber Russland zu manövrieren. Er verwies auch auf Aussagen des neuen Vorsitzenden der Abgeordnetenkammer, Lorenzo Fontana von der rechten und seit Jahren russlandfreundlichen Lega, der in einem TV-Interview sagte: »Wir müssen bei den Sanktionen aufpassen: Sie könnten zum Bumerang werden. Die Russen waren vorbereitet, wir in Europa nicht.«

© dpa-infocom, dpa:221019-99-176772/3