Ein Sohn des früheren libyschen Diktators Muammar al-Gaddafi ist nach Angaben seines Anwalts in einem libanesischen Gefängnis in einen Hungerstreik getreten.
Mit der Aktion wolle Hannibal al-Gaddafi gegen seine Inhaftierung aufgrund unwahrer Anschuldigungen sowie die »langsame Justiz« in seinem Fall protestieren, teilte dessen Anwalt Paul Romanos der Deutschen Presse-Agentur mit. Al-Gaddafi begann demnach bereits vergangenes Wochenende mit dem Hungerstreik. Er werde ärztlich betreut und leide unter Kopf- und Muskelschmerzen. Die libanesische Justiz äußerte sich bisher nicht dazu.
Der fünfte Sohn Al-Gaddafis wird seit 2015 im Libanon festgehalten. Er wurde vor acht Jahren von libanesischen Extremisten entführt, an die Behörden des Landes übergeben und sitzt seither ohne Gerichtsverfahren im Gefängnis. Ihm wird vorgeworfen, Informationen zum Verschwinden des Schiiten-Führers Musa Al-Sadr in Libyen im Jahr 1978 vorzuenthalten. Die schiitische Amal-Miliz im Libanon macht das Gaddafi-Regime für das Verschwinden des aus dem Iran stammenden Geistlichen verantwortlich. Libyen hat stets bestritten, etwas mit seinem Verschwinden zu tun zu haben.
In der Vergangenheit hatte es widersprüchliche Berichte über das Schicksal des Schiiten-Führers gegeben - einige davon deuteten darauf hin, dass der verstorbene libysche Langzeitherrscher Muammar al-Gaddafi seine Ermordung anordnete.
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