Logo
Aktuell Ausland

Skandal-Video: Exil-Tibeter-Präsident verteidigt Dalai Lama

Es sei ein »heiterer Streich« mit der Zunge gewesen: Im Internet wird der Dalai Lama für den Umgang mit einem Jungen scharf kritisiert, doch aus den eigenen Reihen bekommt er Unterstützung.

Dalai Lama
Kriti am Dalai Lama: Er forderte einen Jungen auf, seine Zunge zu lutschen. Foto: Ashwini Bhatia
Kriti am Dalai Lama: Er forderte einen Jungen auf, seine Zunge zu lutschen.
Foto: Ashwini Bhatia

Die Regierung im Exil lebender Tibeter hat den Dalai Lama nach einem viel kritisierten Video verteidigt. Präsident Penpa Tsering sagte Reportern in Neu Delhi, dass es sich dabei um »unschuldiges, großväterliches, liebevolles Benehmen« und einen »heiteren Streich« mit der Zunge handelte, wie unter anderem die »Hindustan Times« berichtete. Die Exilregierung sitzt im nordindischen Dharamsala.

In dem Video ist zu sehen, wie das geistliche Oberhaupt der Tibeter einen Jungen auf die Lippen küsst, ihm anschließend die Zunge entgegen streckt und ihn auffordert, diese zu lutschen. »Wer ist jetzt das Opfer? Der Junge beschwert sich nicht, seine Mutter beschwert sich nicht. Das Opfer hier ist seine Heiligkeit, der Dalai Lama«, sagte Tsering.

Online kritisierten viele das Verhalten des Dalai Lamas. Sein Büro entschuldigte sich dafür auf Twitter. Tsering behauptete, dass »pro-chinesische Quellen« beim Verbreiten des Videos involviert gewesen seien. Entsprechende Beweise legte er nicht vor. Es brauche keine Erklärung dafür, wer davon profitiere, das Bild, den Ruf und das Vermächtnis des Dalai Lamas schlechtzumachen, sagte er.

Tibet ist eine autonome chinesische Region im Hochland des Himalayas. Der völkerrechtliche Status des Gebiets ist umstritten. Chinas Führung unterdrückt Unabhängigkeitsbestrebungen der etwa fünf bis sieben Millionen Tibeter. Ihre Exilregierung wird von keinem Land anerkannt. Sie übt aber Einfluss auf die rund 130.000 im Exil lebenden Tibeter aus, die vor allem in Indien, Nepal und Bhutan ansässig sind. Der Dalai Lama wirbt für die Rechte der Tibeter und will für sie auch im Dialog mit China kulturelle und religiöse Freiheiten innerhalb der Volksrepublik erreichen. Für seinen Kampf wurde er 1989 mit dem Friedensnobelpreis geehrt.

© dpa-infocom, dpa:230414-99-315471/3