Angesichts der Furcht vor erneuten Aktionen radikaler Anhänger von Brasiliens Ex-Präsidenten Jair Bolsonaro sind die Sicherheitsmaßnahmen in der Hauptstadt Brasília verschärft worden.
»Eine Wiederholung der Ereignisse ist ausgeschlossen«, sagte der Sicherheitschef im Hauptstadtdistrikt, Ricardo Cappelli, im brasilianischen Fernsehen. Demnach würden die gesamten Polizeikräfte bei möglichen aufrührerischen Akten mobilisiert. »Die Esplanade der Ministerien ist bereits für den Autoverkehr gesperrt. Es wird Barrieren, Straßensperren und Kontrollen geben«, sagte Cappelli weiter.
Mehr als 700 Menschen in Gewahrsam
Nach dem Sturm auf den Kongress, den Obersten Gerichtshof und den Regierungssitz Palácio do Planalto sind noch immer über 700 Verdächtige in Gewahrsam. Die Strafvollzugsverwaltung des Hauptstadtdistrikts veröffentlichte die Namen von 763 Festgenommenen. Sie waren sowohl direkt nach den Angriffen auf den Kongress, den Regierungssitz und den Obersten Gerichtshof als auch bei der Auflösung eines Zeltlagers von Bolsonaro-Anhängern vor dem Hauptquartier der Streitkräfte in Brasília festgesetzt worden.
Ob es sich bei der nun veröffentlichten Liste um alle Verdächtigen handelt, die sich weiterhin in Gewahrsam befinden, war zunächst unklar. Insgesamt hatte die Polizei mindestens 1500 Menschen festgenommen. Mehrere Hundert direkt bei den Krawallen Festgenommene wurden in verschiedene Gefängnisse gebracht, rund 1200 Bolsonaro-Unterstützer aus dem Protestcamp zur Akademie der Bundespolizei, um ihre Personalien festzustellen. Danach wurden zahlreiche Menschen wie Mütter von kleinen Kindern und ältere Personen aber wieder auf freien Fuß gesetzt.
Bolsonaro will aus USA nach Brasilien zurückkehren
Ex-Präsident Jair Bolsonaro peilt eine vorzeitige Rückkehr aus den USA in sein Heimatland an. »Ich bin gekommen, um bis Ende des Monats zu bleiben, aber ich habe vor, meine Rückkehr vorzuziehen«, sagte Bolsonaro »CNN Brasil« nach seiner Entlassung aus einem US-Krankenhaus gestern.
Bolsonaro war Anfang der Woche wegen starker Bauchschmerzen in ein US-Krankenhaus eingeliefert worden. Zwei Tage vor dem Ende seiner Amtszeit an Neujahr war Bolsonaro mit seiner Familie in die USA geflogen, wo er sich seither im Bundesstaat Florida aufhielt. Das US-Außenministerium wollte den Aufenthaltsstatus von Bolsonaro in den USA nicht kommentieren. Einen Auslieferungsantrag gegen den früheren Staatschef hatte die US-Regierung nach eigenen Angaben jedoch nicht erhalten.
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