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Selenskyj siegessicher am Tag der Staatlichkeit der Ukraine

Mehr als fünf Monate dauert schon der Krieg gegen die Ukraine. Und ein Sieg Putins liegt noch immer in weiter Ferne. »Wir sind Bürger des stärksten Landes der Welt«, sagt der ukrainische Präsident.

Wolodymyr Selenskyj
Wolodymyr Selenskyj kündigt ein Europakolleg in der Ukraine ein. Foto: Efrem Lukatsky
Wolodymyr Selenskyj kündigt ein Europakolleg in der Ukraine ein.
Foto: Efrem Lukatsky

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich an einem neuen Feiertag zur Staatlichkeit des Landes mit Blick auf den russischen Angriffskrieg siegessicher gezeigt.

»Wir sind Bürger des stärksten Landes der Welt« - des Staates, der am 155. Tag des Kriegs Russlands gegen die Ukraine die Kraft habe, diesen Feiertag zu begehen, sagte Selenskyj am Donnerstagnachmittag in einer Rede vor dem ukrainischen Parlament in Kiew. Dafür bekam er lauten Beifall.

Tag der ukrainischen Staatlichkeit

»Wir werden keine neue Legende des heroischen Widerstands, sondern ein Siegerstaat«, sagte Selenskyj weiter. Am Vormittag hatte er in einer Ansprache gesagt, es sei ein unruhiger Morgen mit Raketenterror, aber die Ukraine werde nicht aufgeben. Er gratulierte den Bürgern zum erstmals gefeierten Tag der ukrainischen Staatlichkeit, der neben dem Tag der Unabhängigkeit am 24. August begangen wird.

Zuvor hatte der prorussische ostukrainische Separatistenführer Denis Puschilin gesagt, dass es an der Zeit sei, auch die Städte Charkiw, Odessa und Kiew einzunehmen. In dem Krieg, der in den sechsten Monat gegangen ist, hat die Ukraine nach Aussagen von Selenskyj bisher die Kontrolle über rund 20 Prozent ihres Staatsgebietes verloren. Er forderte vom Westen noch mehr schwere Waffen, um die russischen Angriffe zu stoppen und besetzte Gebiete zu befreien.

Selenskyj kündigte in seiner Rede am Nachmittag die Gründung eines Europakollegs in der Ukraine an. Dort sollen wie an den Standorten im belgischen Brügge und im polnischen Natolin zukünftige EU-Beamte ausgebildet werden. Es sei ein Beitrag der Ukraine zur Entwicklung der europäischen Institutionen.

Ein richtiger Staat

Mit dem neuen Feiertag, den Selenskyj im vergangenen Jahr festgelegt hatte, tritt die Ukraine auch russischen Behauptungen entgegen, sie sei gar kein richtiger Staat, sondern ein künstliches Gebilde. Selenskyj hatte das immer wieder entschieden zurückgewiesen. So hatte er etwa im vergangenen Jahr erklärt, dass von Kiew aus vor mehr als 1000 Jahren das orthodoxe Christentum verbreitet wurde.

In Kiew hatte der Großfürst Wolodymyr (Wladimir) das Christentum am 28. Juli 988 zur Staatsform erklärt. In der Vergangenheit hatten Russen und Ukrainer das gemeinsam gefeiert. Das russische Parlament hatte den Tag 2010 ebenfalls zum nationalen Gedenktag erhoben. Der Jahrestag der Christianisierung war in der Ukraine zwar bisher schon ein gesetzlicher Gedenktag, aber kein arbeitsfreier Tag.

© dpa-infocom, dpa:220728-99-193294/5