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Selenskyj bittet um reichweitenstarke Marschflugkörper

Es ist ein symbolträchtiger Besuch des ukrainischen Präsidenten in den USA: erst auf der UN-Weltbühne in New York, später dann in Washington. Selenskyj hat wieder einmal ein militärisches Anliegen.

Wolodymyr Selenskyj
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj spricht auf der 78. Sitzung der Generalversammlung der Vereinten Nationen. Foto: Richard Drew/DPA
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj spricht auf der 78. Sitzung der Generalversammlung der Vereinten Nationen.
Foto: Richard Drew/DPA

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat einmal mehr reichweitenstarke Marschflugkörper von den USA und anderen westlichen Partnern erbeten.

Sein Land plane nicht, damit Moskau oder andere Ziele auf russischem Boden anzugreifen, »wir wollen einfach unser Land retten«, sagte Selenskyj am Dienstag in einem Interview des Fernsehsenders CNN am Rande der UN-Vollversammlung in New York. In dem Interview sprach der 45-Jährige zum Teil Ukrainisch und zum Teil Englisch.

Selenskyj versucht Bedenken zu zerstreuen

Die Ukraine wünscht sich von den USA zur Abwehr des russischen Angriffskrieges seit längerem reichweitenstarke Marschflugkörper vom Typ ATACMS. Dies sind Lenkflugkörper mit einer Reichweite von bis zu 300 Kilometern vom US-Hersteller Lockheed Martin, die vom Boden aus gegen Ziele am Boden abgefeuert werden. Von Deutschland erbittet die Ukraine ein ähnliches Waffensystem, Marschflugkörper vom Typ Taurus. Sie sind für die Zerstörung von Bunkern und geschützten Gefechtsständen auf bis zu 500 Kilometer Entfernung geeignet.

Wegen der hohen Reichweite der Waffensysteme gibt es jedoch die Sorge, dass mit ihnen auch Ziele in Russland angegriffen werden könnten. Diese Bedenken versuchte Selenskyj zu zerstreuen, wie schon andere ukrainische Regierungsmitglieder vor ihm. Die Waffensysteme sollten allein zur Verteidigung eingesetzt werden, betonte er.

»Setzen Partner nicht unter Druck«

Auf die Frage, ob er enttäuscht wäre, wenn er ohne eine Zusage des Waffensystems wieder aus den USA abreisen würde, sagte Selenskyj, es wäre nicht wirklich eine Enttäuschung. Es wäre aber ein »Verlust« für das ukrainische Militär, solche Waffensysteme nicht zur Verfügung zu haben. Und es gäbe mehr Opfer auf dem Schlachtfeld und anderswo.

Selenskyj betonte aber: »Wir setzen unsere Partner nicht unter Druck.« Er sei nicht in die USA gekommen, um mehr zu verlangen, sondern um Danke zu sagen für alles, was die Vereinigten Staaten und andere bereits geleistet hätten. »Sie haben uns in dieser schwierigen Zeit so sehr unterstützt«, sagte er an die Adresse der Amerikaner.

Die Vereinigten Staaten gelten als wichtigster Verbündeter der Ukraine im Abwehrkampf gegen die russische Invasion. Seit Kriegsbeginn haben die USA nach eigenen Angaben allein militärische Hilfe im Umfang von mehr als 43 Milliarden US-Dollar für Kiew bereitgestellt - weit mehr als jedes andere Land. Nach seinem Besuch bei der UN-Vollversammlung in New York wollte Selenskyj zu Gesprächen nach Washington weiterreisen.

© dpa-infocom, dpa:230920-99-257814/2