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Schottische Regierung in der Krise

Der Ehemann von Ex-Regierungschefin Nicola Sturgeon wird stundenlang verhört, ihr Grundstück durchsucht: Die Schottische Nationalpartei steht weiter im Fokus der Ermittler.

Nicola Sturgeon
Nicola Sturgeon, die ehemalige Vorsitzende der Scottish National Party (SNP), vor ihrem Wohnhaus in Glasgow. Foto: Jane Barlow
Nicola Sturgeon, die ehemalige Vorsitzende der Scottish National Party (SNP), vor ihrem Wohnhaus in Glasgow.
Foto: Jane Barlow

Personelle Turbulenzen, Ungereimtheiten um die Parteifinanzen und polizeiliche Ermittlungen halten die regierende Schottische Nationalpartei (SNP) in Atem. »In meinen 50 Jahren mit der Partei ist dies die größte und herausforderndste Krise, die wir je erlebt haben«, sagte der aktuelle Parteipräsident, Mike Russell, der schottischen Zeitung »The Herald«.

Ex-Regierungschefin Nicola Sturgeon - noch bis vor zwei Wochen im Amt - sagte vor ihrem Wohnhaus nahe Glasgow am Samstag zu Reportern, die vergangenen Tage seien »natürlich schwierig« gewesen, sie wolle aber mit ihrem Job weitermachen und nach vorne schauen. Ihr Ehemann Peter Murrell, einst Finanzchef der SNP und Vorgänger von Russell, musste sein Amt räumen und war in dieser Woche zeitweise festgenommen und rund zwölf Stunden lang von der Polizei befragt worden. Später bauten die Ermittler vor dem Wohnhaus des Paares ein Zelt auf und durchsuchten das Grundstück.

Sturgeon hatte nach mehr als acht Jahren im Amt im Februar überraschend ihren Rücktritt von der Spitze der Partei und Regierung angekündigt. Im folgenden Wahlkampf präsentierte sich die Partei gespalten und teils chaotisch. Nun steht der 37-jährige Humza Yousaf an der Spitze, der als Sturgeons Wunschkandidat gilt.

Das wichtigste Ziel der regiernden SNP ist es, Schottland vom Vereinigten Königreich zu lösen und als unabhängiges Land zurück in die EU zu führen. Da London jedoch ein neues Referendum blockiert, ist der Weg steinig. »Ich glaube nicht, dass wir aktuell die Unabhängigkeit erreichen können«, sagte SNP-Präsident Russell im Interview. Es sei nötig, eine neue Unabhängigkeitsbewegung zu bilden und koordiniert für das Ziel zu werben. »Das ist erreichbar«, sagte Russell. Es sei notwendig, einen Weg zu finden.

© dpa-infocom, dpa:230408-99-251982/3