Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) will die Zuwanderung von Fachkräften aus Indien deutlich ausbauen, insbesondere aus der IT-Branche. »Es ist so, dass wir die Visa-Erteilung vereinfachen wollen«, sagte Scholz bei einem Besuch am Sonntag in der südindischen Tech-Metropole Bengaluru. »Wir haben neben der gesetzlichen Modernisierung vor, das ganze bürokratische Verfahren zu modernisieren.« Es brauche viele Fachkräfte, um den Bedarf an Software-Entwicklung zu decken, sagte er.
Den Plänen nach soll es beispielsweise für in Deutschland gesuchte Fachkräfte einfacher werden, mit ihren Familie ins Land zu kommen, sagte Scholz. Auch sollte es demnach zunächst ohne konkretes Jobangebot möglich sein. Scholz sprach auch die Tatsache an, dass gesuchte Fachkräfte aus Indien häufiger Englisch als Deutsch sprächen und daher andere Standorte vorziehen könnten. »Klar ist, dass wer als IT-Fachkraft nach Deutschland kommt, sich erst locker mit all seinen Kolleginnen und Kollegen auf Englisch unterhalten kann, weil in Deutschland viele Englisch sprechen können«, sagte Scholz. Deutsch könne später gelernt werden.
Indien ist knapp hinter China mit rund 1,4 Milliarden Einwohnerinnen und Einwohnern das Land mit der zweitgrößten Bevölkerung weltweit. Und während Deutschland gewisse Fachkräfte dringend braucht, mangelt es in Indien teils an Jobs für die junge Bevölkerung. Im vergangenen Jahr erteilte die deutsche Botschaft in Neu Delhi nach eigenen Angaben rund 2500 bis 3000 Fachkräften ein Visum, darunter vor allem IT-Fachkräfte. In diesen Jahr erwarten sie demnach eine deutliche Steigerung der ausgestellten Visa.
Scholz versucht bei seinem Indien-Besuch die Beziehungen Deutschlands zu Indien zu verstärken. Hintergrund ist unter anderem der russische Angriffskrieg, bei dem Indien eine neutrale Haltung einnimmt – auch wegen Abhängigkeiten von Russland. Deutschland will dies ändern.
© dpa-infocom, dpa:230226-99-745619/2