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Schlechte Kritiken für Sánchez in hitziger TV-Debatte

Spaniens sozialistischer Regierungschef Pedro Sánchez wollte bei der einzigen TV-Debatte mit seinem konservativen Herausforderer aus dem Umfragetief herauskommen. Aber er wirkte nervös und defensiv.

Wahlkampf in Spanien
Gäste verfolgen in einer Bar in Madrid die TV-Debatte zwischen Pedro Sánchez und Alberto Núñez Feijóo. Foto: Manu Fernandez/DPA
Gäste verfolgen in einer Bar in Madrid die TV-Debatte zwischen Pedro Sánchez und Alberto Núñez Feijóo.
Foto: Manu Fernandez/DPA

Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez hat nach Einschätzung spanischer Medien bei der einzigen TV-Debatte mit seinem Herausforderer, dem konservativen Oppositionsführer Alberto Núñez Feijóo, keine gute Figur gemacht.

»Der Präsident wirkte zu nervös und angespannt, wohl wissend, dass er die einzige ihm zur Verfügung stehende Gelegenheit nutzen musste, um den Rückstand in den Umfragen zu verkürzen«, kommentierte die Zeitung »La Vanguardia«.

Ähnlich sah es auch »El País«. »Sánchez vergab die Chance, die hervorragenden Wirtschaftsdaten seiner Amtszeit zu nutzen. Von da an begnügte sich ein zunehmend defensiver Sánchez mit einer Art lärmendem Boxkampf statt dem Austausch von Ideen«, schrieb die regierungsnahe Zeitung. »Ein überforderter Sánchez verliert das historische Duell mit Feijóo«, titelte die konservative Zeitung »El Mundo«.

So lief das Duell

Der sonst leicht behäbig wirkende Feijóo hatte Sánchez bei der zur besten Sendezeit am Montagabend übertragenen Debatte frontal angegriffen. Die Regierungszeit von Sánchez seit 2018 stellte er als eine einzige Abfolge von Misserfolgen dar. Sánchez wirkte indigniert, bezichtigte seinen Gegner wiederholt der Lüge, fiel ihm oft ins Wort, verwies darauf, wie schwer das internationale Umfeld wegen Corona-Pandemie und Krieg in der Ukraine gewesen sei. Die vergleichsweise gute Wirtschaftslage Spaniens konnte er nicht recht zur Geltung bringen.

Auch Feijóo ließ seinen Kontrahenten oft nicht ausreden, beide Politiker sprachen über längere Strecken gleichzeitig, so dass kaum etwas zu verstehen war. Die Moderatoren griffen selten ein.

Am schärfsten wurde die Debatte, als es um die kleineren Parteien ging, auf deren Unterstützung sowohl die sozialistische PSOE von Sánchez wie auch die konservative Volkspartei PP von Feijóo angewiesen sein könnten. Sánchez griff Feijóo an, weil er der rechtspopulistischen Vox zu einer Regierungsbeteiligung verhelfen könnte. »Wir werden die Wahlen nicht nur gewinnen, weil wir eine gute Politik gemacht haben, sondern weil die Spanier es nicht erlauben werden, dass sie das Land mit Vox in einen dunklen Tunnel führen«, sagte Sánchez. Die Umfragen weisen indes in eine andere Richtung.

Feijóo konterte, Sánchez habe seit 2018 mit Unterstützung separatistischer Parteien Kataloniens und des Baskenlandes regiert. Dafür habe er die rechtlichen Hürden gegen Separatismus gesenkt. »Sie gefährden die Einheit der Nation«, sagte Feijóo. Zudem habe er mit Stimmen auch der baskischen Partei Bildu regiert, die Feijóo als »politischen Arm« der aufgelösten Terrororganisation ETA bezeichnete.

So sehen die Umfragen aus

Umfragen zufolge dürfte die PP bei der Wahl am 23. Juli zwar die regierende PSOE von Sánchez als stärkste Kraft ablösen, eine absolute Mehrheit aber verfehlen. Nur mit Vox könnte es rechnerisch für eine Regierungsmehrheit reichen. Dann würde eine rechtspopulistische Partei, die der AfD in Deutschland ähnelt, die Regierungspolitik mitbestimmen. Ginge es nach Vox, würde das bisher der EU sehr positiv gegenüberstehende Spanien in das Lager von Ländern wie Polen oder Ungarn wechseln.

© dpa-infocom, dpa:230711-99-356206/3