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Sachsen-Anhalts Ex-Finanzminister Bullerjahn gestorben

Jahrelang hat er die Politik in Sachsen-Anhalt geprägt - nun ist der frühere Finanzminister Jens Bullerjahn gestorben. Für seinen rigiden finanzpolitischen Kurs erntete er viel Lob, aber nicht nur.

Jens Bullerjahn
Jens Bullerjahn (SPD). Foto: Jens Wolf
Jens Bullerjahn (SPD).
Foto: Jens Wolf

Der ehemalige sachsen-anhaltische Finanzminister Jens Bullerjahn (SPD) ist tot. Der 60-Jährige starb am Samstag in einem Krankenhaus in Eisleben (Landkreis Mansfeld-Südharz). Der in Halle geborene Bullerjahn war von 2006 bis 2016 Finanzminister in Sachsen-Anhalt.

In einem Interview mit der »Mitteldeutschen Zeitung« hatte der SPD-Politiker in diesem Jahr öffentlich gemacht, dass er an der seltenen Nervenkrankheit ALS leidet. Dabei handelt es sich um eine nicht heilbare Erkrankung des Nervensystems. Die Zeitung hatte am Samstag auch zuerst über den Tod Bullerjahns berichtet.

Seine politische Laufbahn hatte der gelernte Elektroingenieur in der Kommunalpolitik begonnen, von 1990 bis 2016 war er Mitglied des Landtages. Als Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Fraktion galt er als einer der Architekten des »Magdeburger Modells«, das bundesweit Aufsehen erregte: Von 1994 bis 2002 führte der damalige Ministerpräsident Reinhard Höppner (SPD) eine Regierung ohne eigene Mehrheit und war im Landtag auf die Unterstützung der SED-Nachfolgepartei PDS angewiesen.

»Sozialdemokrat, der mit Geld umgehen kann«

Später war Bullerjahn von 2006 bis 2007 Vize-Bundesvorsitzender seiner Partei. Zur Landtagswahl 2006 trat er als Spitzenkandidat an, landete mit der SPD jedoch nur auf dem dritten Platz. In der folgenden CDU-SPD-Koalition begann seine Karriere als Finanzminister.

»Ich war der, der nicht schnell genug weglaufen konnte«, scherzte Bullerjahn im Herbst 2012, als der Posten des Vorsitzenden der Tarifgemeinschaft deutscher Länder zu besetzen war. Als oberster Chef der Länder-Arbeitgeber bestand er mehrere Bewährungsproben - und erntete dafür auch Respekt aus dem Gewerkschaftslager.

Sein rigider finanzpolitischer Kurs als Minister eröffnete Sachsen-Anhalt Gestaltungsspielräume. Der Haushalt wurde konsolidiert. »Ein Sozialdemokrat, der mit Geld umgehen kann«, titelte die »FAZ« damals. Sein Agieren brachte Bullerjahn aber stets auch Kritik aus der eigenen Partei ein. Ärger gab es zudem nach seiner Minister-Zeit, als bekannt wurde, dass die Landesregierung Beraterverträge am Parlament vorbei abgeschlossen hatte.

Rückzug aus der Politik

Im Herbst 2015 kündigte Bullerjahn mit 53 Jahren als damals am längsten amtierender Finanzminister in Deutschland überraschend seinen Rückzug aus der Politik an. Danach veröffentlichte er mehrere Bücher und ging gerne segeln.

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) zeigte sich bestürzt. »Mit Jens Bullerjahn verliert Sachsen-Anhalt einen Politiker, der dieses Land entscheidend geprägt hat«, sagte er am Sonntag. Es sei Bullerjahn zu verdanken, dass die Landesfinanzen saniert werden konnten. »Er hat so Entscheidungsspielräume für künftige Generationen geschaffen.«

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) schrieb auf Twitter: »Er war klug und aufrichtig und er war mein Freund.«

© dpa-infocom, dpa:221127-99-681945/2