Nordkorea hat auf ein gemeinsames Seemanöver der USA und Südkoreas mit einer Reihe von Raketenstarts geantwortet.
Das Nachbarland habe am Sonntagmorgen (Ortszeit) binnen 35 Minuten acht ballistische Kurzstreckenraketen (SRBM) von mindestens vier verschiedenen Orten in Richtung offenes Meer im Osten abgefeuert, teilte Südkoreas Generalstab mit. Dieser warf Nordkorea Provokation vor. UN-Resolutionen verbieten dem Land die Erprobung ballistischer Raketen, die je nach Bauart auch einen oder mehrere Atomsprengköpfe tragen können.
Die Raketen flogen den Angaben zufolge zwischen 110 und 670 Kilometer weit, bevor sie ins Japanische Meer (koreanisch: Ostmeer) fielen. Sie hätten eine Flughöhe von 25 bis 90 Kilometern erreicht. Als SRBM gelten Raketen unterhalb einer Reichweite von 1000 Kilometern. Es sei die größte Zahl von ballistischen Raketen, die Nordkorea zuletzt an einem Tag abgeschossen habe, zitierte die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap einen Militärvertreter. Bei ballistischen Raketen handelt es sich in der Regel um Boden-Boden-Raketen.
Seeübungen der USA und Südkorea gerade erst beendet
Die jüngste Runde von Raketentests durch Nordkorea wurde in Südkorea auch als Stärke-Demonstration gesehen. Die Streitkräfte der USA und Südkoreas hatten erst einen Tag zuvor ihre Seeübungen in der Region beendet. An dem dreitägigen Manöver in internationalen Gewässern vor Okinawa in der Philippinensee waren Berichten südkoreanischer Medien zufolge neben dem US-Flugzeugträger »USS Ronald Reagan« auch Zerstörer der südkoreanischen Marine beteiligt. Durch die regelmäßigen Manöver beider Länder sieht sich Nordkorea provoziert.
Es war bereits die 18. Runde von Raketentests durch Nordkorea in diesem Jahr. Davor hatte das Land zuletzt nach südkoreanischen Angaben am 25. Mai drei ballistische Raketen abgeschossen, von denen eine offenbar eine Interkontinentalrakete (ICBM) war. Die USA und Südkorea befürchten, Nordkorea könnte jederzeit auch einen neuen Atomversuch vornehmen.
Nordkorea will nach Meinung von Experten sein Raketenarsenal modernisieren und möglicherweise auch den Druck auf die USA erhöhen, damit diese konkrete Verhandlungsvorschläge vorlegen. Die Gespräche über das nordkoreanische Atomwaffenprogramm kommen seit mehr als drei Jahren nicht mehr voran. Nordkorea ist harten internationalen Sanktionen unterworfen.
Nordkorea habe in diesem Jahr im Durchschnitt jeden neunten Tag eine Rakete abgefeuert, sagte Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol laut seinem Büro. Yoon habe dazu aufgerufen, die gemeinsame Verteidigungsfähigkeit mit den USA zu verstärken.
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