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Russische Angriffe zielen auf ukrainisches Getreide

Mehr als 200.000 Tonnen vernichtet: Das US-Institut für Kriegsstudien geht davon aus, dass Moskau gezielt ukrainische Getreidelager attackiert, um Preise hochzutreiben und womöglich davon zu profitieren.

Odessa
Getreidelagerterminals im Seehafen von Odessa in der Ukraine. Foto: Kostiantyn Liberov/DPA
Getreidelagerterminals im Seehafen von Odessa in der Ukraine.
Foto: Kostiantyn Liberov/DPA

Bei Russlands Angriffen auf ukrainische Häfen mit Getreidesilos handelt es sich nach Einschätzung von Experten wohl um gezielte Attacken, um die Lebensmittelpreise in die Höhe zu treiben.

Russland könne durch das Fernhalten des ukrainischen Getreides vom Weltmarkt darauf hoffen, von höheren Preisen zu profitieren, teilte das US-Institut für Kriegsstudien (ISW) in Washington mit.

Die Experten verwiesen auf die Zerstörung von 40.000 Tonnen Getreide in einem Hafen im Raum Odessa in der Nacht zum 2. August. Demnach stiegen die durch militärische Angriffe vernichteten Mengen auf inzwischen mehr 200.000 Tonnen Getreide, seit Russland am 17. Juli das Abkommen zur Verschiffung ukrainischer Lebensmittel über das Schwarze Meer aufgekündigt hat. Zwar behaupte Russland, dass es militärische Ziele angreife, getroffen würden aber Getreidesilos, hieß es in der ISW-Analyse.

Blinken: »Hunger darf nicht als Waffe eingesetzt werden«

Die USA warnen vor einer Blockade von Nahrungsmitteln in Konflikten. »Hunger darf nicht als Waffe eingesetzt werden«, sagte US-Außenminister Antony Blinken vor dem UN-Sicherheitsrat in New York. Er präsentierte eine gemeinsame Erklärung mit über 80 Unterzeichnerstaaten, darunter Deutschland. Diese verpflichten sich zu Maßnahmen, um den Einsatz von Nahrungsmitteln als Kriegswaffe und das Aushungern von Zivilisten als Kriegstaktik zu beenden. »Ich fordere alle Mitgliedstaaten auf, sich diesem Kommuniqué anzuschließen«, sagte Blinken.

Der US-Außenminister kritisierte Russland, das im Juli das Getreideabkommen zur Ausfuhr von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer trotz vieler internationaler Appelle auslaufen ließ. »Jedes Mitglied der Vereinten Nationen sollte Moskau sagen: Genug! Genug, das Schwarze Meer als Erpressung zu nutzen. Genug, die am stärksten gefährdeten Menschen der Welt als Druckmittel zu behandeln.«

Schwankung bei den Getreidepreisen

Russlands Ausstieg aus dem von der Türkei und den Vereinten Nationen vermittelten Getreideabkommen, die Angriffe auf die Häfen und die Drohung, Schiffe mit Ziel Ukraine anzugreifen, hätten eine Schwankung bei den Getreidepreisen zur Folge, hieß es in der ISW-Analyse. Von höheren Preisen profitiert nach Einschätzung von Experten vor allem Russland, das zu den größten Exporteuren etwa von Weizen gehört.

Die ISW-Experten wiesen in ihrem täglichen Bericht einmal mehr auch darauf hin, dass der Kreml und das Verteidigungsministerium in Moskau inzwischen kritische Äußerungen russischer Militärblogger zum Verlauf des Krieges in der Ukraine weitergehend unterbunden hätten. Viele dieser Kriegsunterstützer verhielten sich still, übten mehr Selbstzensur und schwiegen insgesamt zu den »Problemen, die direkt der Militärführung angelastet werden können«. Das Ministerium hatte zuletzt auch Offiziere abgesetzt, die Missstände angesprochen hatten.

Die Experten hatten in ihren Berichten zuletzt mehrfach auf Versuche des Machtapparats aufmerksam gemacht, die Informationslandschaft wieder stärker zu kontrollieren. Ziel könnte es laut ISW-Analyse sein, eine »Berichterstattung zu dramatischen Ereignissen zu verhindern«, um Generalstabschef Waleri Gerassimow, Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Kremlchef Wladimir Putin vor einer »Diskussion all der negativen Begebenheiten« zu bewahren.

© dpa-infocom, dpa:230803-99-679308/3