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Rund 30 Migranten nach zwei Schiffbrüchen vermisst

Vor Lampedusa kommt es zu zwei Unglücken mit Migrantenbooten. Zahlreiche Menschen, darunter auch Kinder, werden vermisst.

Rettungsaktion auf Lampedusa
Das von der italienischen Bergwacht zur Verfügung gestellte Videostandbild zeigt eine Rettungsaktion in einer unwegsamen Bucht auf Lampedusa. Foto: Italy Alpine Rescue/DPA
Das von der italienischen Bergwacht zur Verfügung gestellte Videostandbild zeigt eine Rettungsaktion in einer unwegsamen Bucht auf Lampedusa.
Foto: Italy Alpine Rescue/DPA

Vor der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa sind am Wochenende zwei Migrantenboote gekentert und haben möglicherweise viele Todesopfer gefordert.

Wie die Küstenwache mitteilte, werden rund 30 Menschen nach den Unglücken am Samstag vermisst. Unter ihnen sind auch zwei Kinder, wie das UN-Flüchtlingshilfswerk UNCHR twitterte. Ein Kleinkind von elf Monaten und eine erwachsene Frau wurden tot geborgen. 57 Migranten konnten gerettet werden. Auf einem Video der Küstenwache war zu sehen, wie die Menschen bei sehr hohem Wellengang auf dramatische Weise in die Rettungsboote gezogen wurden.

»Es ist ein Gemetzel in diesem Meer«

Trotz unruhiger See wagten zuletzt viele Boote mit Migranten und Migrantinnen die gefährliche Überfahrt von Nordafrika in Richtung Lampedusa. 34 Menschen erreichten am Freitag mit ihrem Boot eigenständig die Insel, gingen dort aber an einer derart unwegsamen Bucht an Land, dass sie bis Sonntag warten mussten, ehe sie gerettet werden konnten. Bergretter, Feuerwehrleute und Soldaten evakuierten die Migranten - darunter ein Minderjähriger und zwei Schwangere - per Helikopter, wie die Bergrettung mitteilte. Die Küstenwache hatte wegen der hohen Wellen keine Rettung vom Meer her durchführen können.

Wer die Migranten bei solchen Wellengängen in Booten losschicke, sei ein »skrupelloser, verrückter Krimineller«, sagte der Polizeichef von Agrigent - zu dem Lampedusa gehört - dem Portal »agrigentooggi.it«. »Für die nächsten Tage ist weiter rauer Seegang vorhergesagt«, ergänzte Emanuele Ricifari, der deshalb auf weniger Überfahrten in Richtung Lampedusa hoffe. »Es ist ein Gemetzel in diesem Meer.«

Insbesondere Menschen aus Tunesien und Libyen suchen Flucht

Seit Monaten versuchen Zigtausende Menschen, vor allem aus Tunesien und aus Libyen, mit teils seeuntauglichen Booten Lampedusa oder andere süditalienische Orte zu erreichen. Von denjenigen, die nicht schon an den nordafrikanischen Küsten abgefangen werden, werden die meisten von italienischen Behördenbooten etwa der Küstenwache oder der Finanzpolizei aufgelesen und in Erstaufnahmelager gebracht. Laut Innenministerium in Rom erreichten allein in diesem Jahr bislang mehr als 90.000 Migranten die italienischen Küsten - das sind mehr als doppelt so viele Menschen als noch im Vorjahreszeitraum.

Auch zivile Organisationen retten regelmäßig Menschen: Die Crew des deutschen Rettungsschiffs »Nadir« etwa holte in der abgelaufenen Woche nach eigenen Angaben 170 Menschen an Bord, darunter sechs schwangere Frauen, zwei von ihnen im neunten Monat. Sie alle wurden - teils übernommen von der Küstenwache - nach Lampedusa gebracht.

© dpa-infocom, dpa:230806-99-731868/5