Mit zwei privaten Rettungsschiffen sind mehr als 500 Flüchtlinge und Migranten nach ihrer Rettung im Mittelmeer in Italien an Land gebracht worden. Die »Humanity 1« des Berliner Vereins SOS Humanity erreichte am Sonntag die Stadt Bari an der Adria, wo die 261 Menschen das Schiff verlassen konnten. Die unter norwegischer Flagge fahrende »Geo Barents« von Ärzte ohne Grenzen legte mit 248 Migranten in Salerno an, südlich von Neapel.
Die Frauen, Kinder und Männer, die die zwei Schiffe verließen, waren in mehreren Einsätzen vor der libyschen Küste von Schlauch- und Holzbooten aufgegriffen worden. Auf der »Humanity 1« waren nach Angaben der Crew auch 93 Minderjährige an Bord, die meisten davon ohne Begleitung erwachsener Angehöriger. Viele Menschen tragen nach diesen Angaben Spuren von Folter. Einige hätten angegeben, sexuell missbraucht worden zu sein. Als Herkunftsländer nannte die Organisation Staaten wie Syrien, Ägypten, Kamerun und die Elfenbeinküste.
Anders als im November, als die Schiffe wegen eines Streits mit der neuen Rechtsregierung in Rom lange auf einen Hafen warten mussten und dann zunächst nicht alle von Bord durften, ging es diesmal schneller. Schon nach wenigen Tagen wurden die Städte Salerno und Bari zugewiesen, welche allerdings für die Schiffe weit entfernt lagen. SOS Humanity zufolge dauerte die Anfahrt bei schwerem Seegang mehr als 40 Stunden. Viele seien seekrank geworden.
Aus dem Innenministerium in Rom war zu hören, dass sich die grundsätzliche Haltung der Regierung nicht geändert habe. Die Crews hätten die Wettervorhersagen als »Vorwand« genommen, um Notlagen an Bord zu melden. Weil die Häfen und Einrichtungen zur Aufnahme von Flüchtlingen auf Sizilien überfüllt seien, habe man den Schiffen andere Städte zugewiesen. Zudem warf Rom den Organisationen einmal mehr vor, die gefährliche Flucht übers Mittelmeer zu begünstigen. Sie seien damit ein entscheidender Faktor für illegale Einwanderung.
Unterdessen erreichen weitere Migranten auch ohne Hilfe die italienischen Küsten. Am Samstagabend wurde ein Fischerboot mit etwa 400 Menschen an Bord von der Küstenwache gerettet und in den Hafen von Reggio Calabria eskortiert. Nach Angaben des Innenministeriums kamen dieses Jahr mehr als 97.000 Menschen übers Mittelmeer nach Italien.
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