Die Versorgungsqualität in Pflegeheimen ist laut einer Datenauswertung regional sehr unterschiedlich. Das zeigt sich etwa an Problemen bei der Arzneimittelversorgung, fehlender Vorbeugung und vermeidbaren Klinikaufenthalten, wie der Bundesverband der Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) mitteilt. Nach der Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der Ortskrankenkassen (WIdO) bekommen im Durchschnitt aller Landkreise 7,6 Prozent der Heimbewohnerinnen und Heimbewohner problematisch lange Beruhigungs- und Schlafmittel verordnet.
Beruhigungsmittel-Gebrauch nach Ländern
Auffällig sind die teils deutlichen Unterschiede zwischen den Bundesländern: So erhalten im Saarland 14,9 Prozent der pflegebedürftigen Heimbewohner bedenklich viele derartige Medikamente. Auch in Nordrhein-Westfalen ist der Anteil mit 12,8 Prozent überdurchschnittlich hoch. In Ostdeutschland kommt eine risikohafte Dauerverordnung hingegen vergleichsweise selten vor: Brandenburg und Thüringen haben mit 3,5 Prozent die bundesweit niedrigste Quote, in Sachsen-Anhalt sind es 3,6 Prozent.
»Eigentlich sollten pflegebedürftige Menschen maximal vier Wochen mit den untersuchten Schlaf- und Beruhigungsmitteln behandelt werden«, erklärte die zuständige Forschungsbereichsleiterin vom WIdO, Antje Schwinger. »Bei Dauereinnahme drohen unter anderem Abhängigkeit, erhöhte Sturzgefahr und die Entstehung von Angstgefühlen, Depressionen und Aggressionen.« Eugen Brysch von der Stiftung Patientenschutz fordert deshalb beim Einsatz von Psychopharmaka ein permanentes Monitoring. »Transparenz ist die Voraussetzung für einen Rückgang der ruhigstellenden Medikamente«, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
So wurde ausgewertet
Ausgewertet wurden den Angaben zufolge Abrechnungsdaten aller elf Pflege- und Krankenkassen der AOK von 2021. Einbezogen wurden damit Angaben zu 350.000 Heimbewohnerinnen und Heimbewohnern über 60 Jahre. Einen Krankenhausaufenthalt wegen unzureichender Flüssigkeitszufuhr hatten demnach im Bundesdurchschnitt knapp vier Prozent der Pflegebedürftigen mit Demenz. In den 20 Kreisen mit den auffälligsten Werten seien es zwischen 7,5 und 12,5 Prozent gewesen.
Die Geschäftsführerin Versorgung beim AOK-Bundesverband, Sabine Richard, sagte: »Mithilfe dieser ohnehin vorliegenden Daten lassen sich wichtige Aspekte der pflegerischen und gesundheitlichen Versorgung in den Pflegeheimen abbilden – und zwar ohne zusätzlichen Erfassungsaufwand für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.« Solche Routinedaten-Auswertungen könnten die Aktivitäten zur Verbesserung der Versorgung sinnvoll ergänzen. Damit ließen sich auch Schnittstellen zur Gesundheitsversorgung beleuchten, zu denen es bisher keine systematischen und regelmäßigen Auswertungen gebe.
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