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Rechtsextremist Attila Hildmann wohl in Türkei aufgespürt

Seit längerem wurde der rechtsradikale Verschwörungserzähler per Haftbefehl gesucht. Nun haben ihn offenbar Hobby-Detektive und Reporter ausfindig gemacht - rund 100 Kilometer östlich von Istanbul.

Rechtsextremist Attila Hildmann
Attila Hildmann bei der Abschluss-Kundgebung einer Demonstration gegen die Corona-Politik in Berlin. Foto: Bernd von Jutrczenka
Attila Hildmann bei der Abschluss-Kundgebung einer Demonstration gegen die Corona-Politik in Berlin.
Foto: Bernd von Jutrczenka

Der mit Haftbefehl gesuchte rechtsradikale Verschwörungserzähler Attila Hildmann ist nach einem Medienbericht in der Türkei aufgespürt worden. Nach monatelangen Recherchen hätten eine Gruppe von Hobby-Detektiven sowie Reporter der Zeitschrift »Stern« Hildmann in der Stadt Kartepe, rund 100 Kilometer östlich von Istanbul, gefunden und mit ihm gesprochen, heißt es in dem Bericht der Zeitschrift. Ein Video zeigte die Begegnung.

Der Anführer der Hobby-Ermittler habe nach der Begegnung sofort das deutsche Generalkonsulat in Istanbul informiert und der Bundespolizei Hildmanns Adresse und das Nummernschild seines Autos mitgeteilt, so der »Stern«.

Kein türkischer Staatsbürger

Die Berliner Staatsanwaltschaft wollte sich gestern zu dem Fall nicht äußern. Kürzlich war bekannt geworden, dass Hildmann nur die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt. Die Berliner Staatsanwaltschaft hatte lange angenommen, er habe auch die türkische Staatsbürgerschaft und werde deswegen nicht ausgeliefert. Seit April sei der tatsächliche Status von Hildmann bekannt, die Fahndung wegen des internationalen Haftbefehls sei erweitert worden, hieß es kürzlich von der Staatsanwaltschaft.

In dem Film von der Begegnung von Reporterinnen und Rechercheuren mit Hildmann in »Stern TV« sagte dieser auf die Frage, ob die türkischen Behörden wüssten, wo er lebe und ob er von ihnen geschützt werde: »Selbstverständlich. (...) Das sieht man doch. Ich lebe doch frei hier.« Auf die Frage, ob er einen türkischen Pass habe, antwortete er zwei Mal mit dem Satz: »Ich bin Türke.« Ansonsten sprach er weiter über antisemitische Verschwörungstheorien.

Ob die Bundesregierung inzwischen ein Auslieferungsgesuch an die Türkei gestellt hat, ist nicht bekannt. Beteiligt sein sollen nach Medienberichten das Bundeskriminalamt, das Bundesamt für Justiz, das Auswärtige Amt sowie die türkischen Behörden. Hildmann wurde in West-Berlin als Kind türkischer Eltern geboren, er wuchs aber bei deutschen Adoptiveltern auf.

Verbreiter rechtsextremer Verschwörungstheorien

Laut dem Bericht lebte Hildmann, der als veganer Kochbuchautor bekannt wurde und dann rechtsextreme Verschwörungstheorien verbreitete, seit Sommer dieses Jahres in der Stadt Kartepe. Zuvor wohnte er demnach seit Herbst 2021 in Gömec, einem Küstenort im Westen der Türkei.

Die 13 Hobby-Detektive nannten sich »Hildbusters« (Hildmannjäger) - nach dem Hollywoodfilm »Ghostbusters«. Hildmann war im Dezember 2020 in die Türkei geflohen und wurde ab Februar 2021 mit einem internationalen Haftbefehl gesucht. Die Gruppe recherchierte demnach sehr lange und aufwendig im Internet und in Chatkanälen und analysierte von Hildmann gepostete Videos und Fotos, um ihn aufzuspüren. Der »Stern« begleitete die Gruppe, recherchierte nach eigener Darstellung parallel selber und gelangte in seine abgeschottete Chatgruppe.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt seit längerem gegen Hildmann, der sich selbst als »ultrarechts« und einen Verschwörungsprediger bezeichnet, wegen Volksverhetzung, des Verdachts der öffentlichen Aufforderung zu Straftaten und des Widerstands gegen die Polizei.

© dpa-infocom, dpa:221026-99-276371/4