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Rechnungshof schlägt Alarm: EU-Klimaziele in Gefahr

Der Europäische Rechnungshof hat große Zweifel, dass die EU ihre Klimaziele für 2030 erreicht. Die Mängelliste ist lang. Auch auf Deutschland gehen die Finanzhüter in einem Sonderbericht ein.

Dürre
Ein Landwirt in Brandenburg drillt Saatgut in seinen ausgetrockneten Acker. Foto: Patrick Pleul/DPA
Ein Landwirt in Brandenburg drillt Saatgut in seinen ausgetrockneten Acker.
Foto: Patrick Pleul/DPA

Intransparenz, ein Mangel an Investitionen und wenig Aussicht auf Besserung: In einem Sonderbericht hat der Europäische Rechnungshof dem Kampf gegen den Klimawandel in der EU ein schlechtes Zeugnis ausgestellt.

In dem am Montag in Luxemburg vorgelegten Report bezweifelt der Rechnungshof, dass die EU ihre Treibhausgasemissionen bis 2030 wie angestrebt um 55 Prozent im Vergleich zu 1990 senken kann. Besonders besorgniserregend sei, dass es keine Anzeichen für eine ausreichende Finanzierung gebe, um die Ziele zu verwirklichen. »Dies gilt insbesondere für die Privatwirtschaft«, heißt es in dem Bericht.

Nach Angaben des Rechnungshofs ist vorgesehen, dass die Ausgaben aus dem EU-Haushalt pro Jahr im Zeitraum von 2021 bis 2027 weniger als 10 Prozent der geschätzten Gesamtinvestitionen ausmachten, die erforderlich seien, um die Klimaziele für 2030 zu erreichen. Die Investitionen müssten daher zu einem großen Teil aus nationalen und privaten Mitteln aufgebracht werden.

Deutschland steht nicht gut da

Der Sonderbericht geht auch explizit auf Deutschland ein, das nicht gut da steht: Den Angaben zufolge zählt die Bundesrepublik gemeinsam mit Irland und Malta zu den Staaten, die ihre Treibhausgasziele für 2020 nicht eigenständig erreichen konnten. Sie erwarben demnach im Zeitraum von 2013 bis 2020 17 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent an Zuweisungen für Treibhausgasemissionen von anderen Mitgliedstaaten, die ihre Ziele übertroffen hatten. Zum Vergleich: Nach Angaben der Europäischen Umweltagentur hatte Estland im Jahr 2021 Treibhausgasemissionen in Höhe von rund 15,6 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent.

Der Rechnungshof monierte zudem, dass bei den verursachten Treibhausgasemissionen nicht alles berücksichtigt werde. Dazu zählen den Angaben nach etwa Emissionen, die durch den Handel und zum Teil durch den internationalen Luft- und Seeverkehr ausgestoßen würden. Der Rechnungshof forderte, sämtliche von der EU verursachten Treibhausgasemissionen zu berücksichtigen. »Dies ist wichtig, da die EU sich verpflichtet hat, beim Übergang zur Klimaneutralität eine weltweite Vorreiterrolle zu übernehmen«, sagte die zuständige Prüferin Joëlle Elvinger laut Mitteilung.

Forderung nach mehr Transparenz

Darüber hinaus kritisierte Elvinger: »Wir brauchen mehr Transparenz über die Leistung der EU und der Mitgliedstaaten bei ihren Maßnahmen zur Erreichung der Klima- und Energieziele.« Die Prüfer hätten kaum Informationen über die tatsächlichen Kosten gefunden, die dem EU-Haushalt, den nationalen Haushalten und der Privatwirtschaft durch die Klimapolitik entstünden. Auch über erfolgreiche Maßnahmen fehlten Informationen. Ob die EU ihre Ziele kosteneffizient erreiche, sei daher nur schwer zu beurteilen.

Laut Rechnungshof schneidet die EU im weltweiten Vergleich bei der Senkung von Treibhausgasemissionen sogar noch gut ab. Den Angaben zufolge sollen die Emissionen weltweit im Zeitraum von 1990 bis 2019 um 57 Prozent zugenommen haben, in der EU seien die Emissionen um etwa ein Viertel gesunken. »Dies ist auch darauf zurückzuführen, dass es der EU gelungen ist, die Emissionen vom Wirtschaftswachstum abzukoppeln«, hieß es in dem Bericht.

© dpa-infocom, dpa:230626-99-191307/3