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Putin und Modi beschwören in Moskau enge Kooperation

Für Indien ist Russland ein wichtiger Partner, den es nicht ganz an China verlieren will. Deshalb kommt Premier Modi Kremlchef Putin so nahe, dass seine Neutralität in Sachen Ukraine in Zweifel gerät.

Indiens Premierminister Modi in Moskau
Eine innige Umarmung für Kremlchef Putin, von denen er international nicht mehr viele bekommt. Foto: Gavriil Grigorov/DPA
Eine innige Umarmung für Kremlchef Putin, von denen er international nicht mehr viele bekommt.
Foto: Gavriil Grigorov/DPA

Der russische Präsident Wladimir Putin und der indische Premierminister Narendra Modi haben bei ihren offiziellen Gesprächen in Moskau die engen und jahrzehntealten bilateralen Beziehungen gelobt. Indien und Russland verbinde eine »privilegierte strategische Partnerschaft«, sagte Putin bei dem Treffen im Kreml. Der Handel zwischen beiden Nationen sei im vergangenen Jahr um 60 Prozent gestiegen. Nach Angaben des indischen Handelsministeriums erreichte er umgerechnet 60,5 Milliarden Euro, wobei die indischen Importe von Öl und Dünger aus Russland den größten Teil ausmachen.

»Jeder Inder fühlt in seinem Herzen, dass Russland ein Freund Indiens in guten und schlechten Zeiten ist«, betonte Modi bei einem Treffen mit Vertretern der indischen Gemeinschaft in Moskau. »Diese Beziehung basiert auf einem starken Fundament aus gegenseitigem Vertrauen und gegenseitigem Respekt.« Der 73-Jährige lobte auch die Führungsqualitäten von Putin (71).

China als unsichtbares Thema

In einer gemeinsamen Erklärung nach den Gesprächen hieß es, die beiden Länder wollten weiter bei Militärtechnologien kooperieren. Die gemeinsame Produktion von Ersatzteilen russischer Waffen und Verteidigungsausrüstung in Indien solle demnach gefördert werden. Obwohl die Mehrheit indischer Militärausrüstung aus Russland stammt, ging der Anteil russischer Waffenimporte zuletzt zurück. Indien setzte stattdessen mehr auf Einkäufe aus den USA, Israel und Frankreich. Russland und Indien wollen der Erklärung zufolge außerdem ihren bilateralen Handel ausbauen - möglichst auf ein Volumen von 100 Milliarden US-Dollar bis 2030.

Indien hat historisch gewachsene gute Beziehungen zu Russland. Der Subkontinent unterhält aber auch gute Beziehungen zu westlichen Ländern, die angesichts eines immer aggressiver auftretenden Chinas vermehrt mit Indien zusammenarbeiten wollen. Russlands Nähe zu China ist Indien hingegen ein Dorn im Auge.

»Indien wird als starke Säule der neuen, entstehenden, multipolaren Weltordnung angesehen«, betonte Modi. »Wenn Indien über Frieden, Dialog und Diplomatie spricht, hört die ganze Welt zu. Wann immer die Welt mit einer Krise konfrontiert ist, ist Indien das erste Land, das dort ankommt.«

Pragmatische Haltung Indiens zum Ukraine-Krieg

Beim Ukraine-Krieg nimmt Indien eine pragmatische Haltung ein. Weil russisches Öl wegen westlicher Sanktionen billig ist, ist Indien zu einem der größten Abnehmer aufgestiegen. Zugleich ruft die Führung in Neu-Delhi immer wieder alle Seiten zu Dialog auf. Putin dankte Modi dafür, dass dieser einer Lösung des Ukraine-Konflikts seine Aufmerksamkeit widme.

Der Kremlchef ist wegen des Haftbefehls des Internationalen Strafgerichtshofes in seinen internationalen Kontakten eingeschränkt. Umso aufwendiger wurde seit Montag das Programm für Modi inszeniert. Putin empfing seinen Gast in seiner Residenz am Standrand von Moskau. Die beiden sprachen nach Kremlangaben nicht nur drei Stunden miteinander, sie fuhren auch gemeinsam in einem Elektro-Cart und sahen eine Pferdeshow an.

Kritik aus der Ukraine

Die innige Umarmung Modis für Putin fiel aber zusammen mit den Bildern eines durch Russland zerstörten Kinderkrankenhauses in Kiew und trug ihm Kritik ein. »Es ist eine große Enttäuschung und ein Tiefschlag für Friedensbemühungen zu sehen, dass der Führer der größten Demokratie der Welt den blutigsten Kriminellen der Welt an einem solchen Tag in Moskau umarmt«, schrieb der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf X. In den sozialen Netzwerken in Indien wurde Modi eher in Schutz genommen: Wie auch westliche Politiker vertrete er vor allem die Interessen seines Landes.

© dpa-infocom, dpa:240709-930-168691/2