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Prügelvideo von Kadyrows Sohn wird in Russland diskutiert

Während in Tschetschenien keine Aufregung um den Clip entstanden ist, spricht man in Russland von einem »Videobeweis für ein Verbrechen«. Forderungen nach einer Strafverfolgung werden laut.

Tschetschenischer Machthaber Kadyrow
Der Sohn von Ramsan Kadyrow, Machthaber der russischen Provinz Tschetschenien, könnte Ärger am Hals haben. Foto: AP/DPA
Der Sohn von Ramsan Kadyrow, Machthaber der russischen Provinz Tschetschenien, könnte Ärger am Hals haben.
Foto: AP/DPA

Ein vom tschetschenischen Machthaber Ramsan Kadyrow veröffentlichtes Video, wie sein 15-jähriger Sohn einen wehrlosen Mann verprügelt, hat in Russland heftige Reaktionen hervorgerufen. Er sei stolz auf seinen Sohn, kommentierte der Tschetschenenführer selbst das Video von Adam Kadyrow.

Beim Opfer soll es sich um einen 19-Jährigen handeln, der im Mai wegen einer öffentlichen Koran-Verbrennung festgenommen und später in die mehrheitlich von Muslimen bewohnte russische Teilrepublik Tschetschenien verlegt worden war.

Es wurden aber auch Forderungen nach einer Strafverfolgung des Jungen laut. Der Kreml wollte den Skandal nicht kommentieren.

Empörung in Russland

Der russischen Menschenrechtsbeauftragten Tatjana Moskalkowa zufolge hatte der Mann bereits im August Anzeige wegen der Misshandlung erstattet. Eine Koran-Verbrennung sei zwar eine »sozial gefährliche Handlung, die die religiösen Gefühle von Millionen Gläubigen« verletze, trotzdem dürfe nur ein Gericht den Mann bestrafen, schrieb Moskalkowa nach der Veröffentlichung des Videos auf Telegram.

Bürgerrechtler werfen Kadyrow und der Führung in Tschetschenien seit Jahren schwere Menschenrechtsverletzungen wie Verschleppung, Folter und Mord vor.

Jewa Merkatschowa vom Bürgerrechtsrat des russischen Präsidenten hingegen sprach von einem »Videobeweis für ein Verbrechen« und forderte die Einleitung von Ermittlungen und die Verlegung des Prügelopfers aus tschetschenischer U-Haft.

Derzeit ist der Häftling allerdings laut der russischen Zeitung »Kommersant« ohne Rechtsbeistand. Sein Anwalt Alexander Serebrenikow habe das Mandat niedergelegt. Dabei soll Serebrenikow sich auch geweigert haben, das Misshandlungsvideo anzusehen, um die Identität des Opfers zu belegen.

Tschetschenien unbeeindruckt

In Tschetschenien selbst gab es keine Kritik am Video. So bezeichnete Kadyrows Cousin Adam Delimchanow, Abgeordneter des russischen Parlaments, die Misshandlungen als »ein würdiges Beispiel für Gleichaltrige«.

Nach Einschätzung der BBC mit Berufung auf russische Fachjuristen werden im Video mindestens neun russische Gesetze gebrochen, sowie die russische Verfassung und die internationale Konvention gegen Folter mit Füßen getreten.

© dpa-infocom, dpa:230926-99-339258/2