Bei der Präsidentenwahl im Krisenstaat Venezuela schließen die Wahllokale. Menschen in der Warteschlange dürften auch noch nach Schließung um 18 Uhr Ortszeit (24 Uhr MESZ) ihre Stimme abgeben, heißt es in einem Infoblatt des Nationalen Wahlrats (CNE). Neben dem autoritären Präsidenten Nicolás Maduro, der eine dritte Amtszeit anstrebt, bewarben sich neun weitere Kandidaten um das höchste Staatsamt.
Die besten Chancen werden neben Maduro dem früheren Diplomaten Edmundo González Urrutia vom Oppositionsbündnis Plataforma Unitaria Democrática zugerechnet. Über 21 Millionen Menschen im In- und Ausland waren zu der Wahl aufgerufen. Erste Ergebnisse wurden in der Nacht zum Montag deutscher Zeit erwartet.
Maduro hatte nach seiner Stimmabgabe gesagt, er wolle das Ergebnis der Wahl respektieren. »Ich erkenne das Wahlgericht und die offiziellen Amtsblätter an und werde dafür sorgen, dass sie respektiert werden«, sagte der 61-Jährige in der Hauptstadt Caracas.
Der frühere Diplomat González sagte nach seiner Stimmabgabe: »Wir werden den Hass in Liebe verwandeln, die Armut in Fortschritt, die Korruption in Ehrlichkeit, den Abschied in ein Wiedersehen.« Die Zeit sei reif für die Wiederversöhnung aller Venezolaner.
Der 74-Jährige trat anstelle der populären Oppositionsführerin María Corina Machado an, der wegen angeblicher Unregelmäßigkeiten aus ihrer Zeit als Abgeordnete die Ausübung öffentlicher Ämter für 15 Jahre untersagt wurde. »Was wir hier sehen, ist der wichtigste zivile Akt in der zeitgenössischen Geschichte Venezuelas«, sagte Machado nach ihrer Stimmabgabe.
Auch im Ausland wurde gewählt
Auf Bildern waren seit den frühen Morgenstunden Menschenschlangen vor Wahllokalen zu sehen. Auch in anderen Ländern wie Kolumbien, Mexiko oder Spanien wählten die Venezolaner. Tausende hatten in Madrid und anderen spanischen Städten eine Kundgebung abgehalten, zu der die Opposition in ihrem Land aufgerufen hatte, wie »El País« berichtete.
Mehreren Umfragen zufolge könnte Maduro nach elf Jahren an der Macht in der Tat die Abwahl drohen. Beobachter gehen allerdings nicht von einer freien und fairen Wahl aus. Zuletzt wurden zahlreiche Oppositionelle festgenommen und regierungskritische Kandidaten nicht zur Wahl zugelassen.
Venezuela steckt seit Jahren in einer schweren politischen und wirtschaftlichen Krise. Die Wirtschaft des einst wohlhabenden Landes mit reichen Erdölvorkommen leidet unter Missmanagement, Korruption und Sanktionen. Mehr als sieben Millionen Menschen haben Venezuela nach UN-Angaben in den vergangenen Jahren wegen Armut und Gewalt verlassen.
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