Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat bei einem Besuch in Rom um weitere Unterstützung für den Abwehrkampf gegen den russischen Angriffskrieg geworben. Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni sicherte dem Gast aus Kiew Hilfe zu, »so lange es nötig ist und darüber hinaus«, wie sie nach einem Arbeitsessen sagte. Selenskyj hatte zuvor auch Staatspräsident Sergio Mattarella getroffen.
Im Anschluss stand eine Audienz bei Papst Franziskus an. Selenskyj sprach nach seiner Landung bei Twitter von einem »wichtigen Besuch, um den Sieg der Ukraine zu erreichen«.
Mattarella drückte Selenskyj die Solidarität seines Landes aus. Italien stehe »voll an der Seite« der Ukraine, die seit gut 14 Monaten eine russische Invasion abwehrt. »Es ist mir eine Ehre, Sie hier in Rom zu haben«, sagte Mattarella.
Meloni nennt Selenskyj »meinen Freund«
Im Anschluss ging es weiter zum Amtssitz der Ministerpräsidentin. Meloni begrüßte Selenskyj, den sie »meinen Freund« nannte, im Hof des Palazzo Chigi herzlich. Sie sicherte der Ukraine weitere Unterstützung zu - und meinte damit auch Waffen und Munition. Diese seien nötig für den Frieden.
Kiew müsse in Verhandlungen eine starke Position haben, »denn ein Frieden kann nicht auf eine Kapitulation folgen. Das wäre ein gefährlicher Frieden für Europa«. Meloni warb für eine Aufnahme der Ukraine in die EU, denn das Land kämpfe auch für den Rest Europas - »für uns alle«, wie sie sagte.
Selenskyj bedankte sich bei Italien für die Hilfe, sowohl bilateral als auch als Teil der internationalen Gemeinschaft. Sein Land wolle den Frieden und habe einen Plan vorgeschlagen. »Aber Russland hat darauf mit Raketen geantwortet. Russland hat kein Interesse an Frieden.« Russland habe 200.000 Kinder aus ukrainischen Gebieten verschleppt, sagte er.
Er lud Politiker aus Italien ein, die Ukraine zu besuchen, um sich selbst ein Bild zu machen von dem, was Kremlchef Wladimir Putin durch seinen Angriffskrieg anrichte.
Selenskyj reist aus Italien weiter nach Deutschland, wie Regierungskreise in Berlin der dpa bestätigten. Ob Selenskyj schon am Samstagabend oder erst am Sonntag eintrifft, blieb zunächst offen. Auch das genaue Besuchsprogramm wurde noch nicht bekanntgegeben.
Höchste Sicherheitsstufe in Rom
Selenskyj war am Samstag von einem italienischen Regierungsflugzeug vom südostpolnischen Flughafen in Rzeszow nahe der ukrainischen Grenze nach Rom gebracht worden. Bei der Landung am Flughafen Rom-Ciampino waren zudem italienische Kampfjets in der Luft, wie auf Aufnahmen zu sehen war. Außenminister Antonio Tajani nahm Selenskyj am Flughafen in Empfang. Selenskyj ist erstmals in Italien seit dem russischen Angriff auf sein Land.
Rom traf außerordentliche Sicherheitsmaßnahmen für den Gast. Rund 1500 Polizisten und Sicherheitskräfte waren Medienberichten zufolge im Einsatz. Flughäfen, Bahnhöfe und die U-Bahn wurden besonders kontrolliert. Über der Stadt wurde eine Flugverbotszone auch für Drohnen eingerichtet, Scharfschützen positioniert.
In Italien lebende Ukrainer versammelten sich auf der bekannten Piazza Barberini im Zentrum Roms. Trotz Regens sangen sie gemeinsam die ukrainische Nationalhymne. »Wir wollen dem Präsidenten sagen, dass wir bei ihm sind«, sagte der Vorsitzende der Christlichen Vereinigung der Ukrainer in Italien, Oles Horodetskyy, im Fernsehen.
Forderungen an den Papst
Selenskyj hat Papst Franziskus in einem persönlichen Gespräch aufgefordert, Russlands Verbrechen im Angriffskrieg gegen die Ukraine zu verurteilen. Das berichtete der Politiker bei Twitter nach einer rund 40-minütigen Audienz beim Oberhaupt der katholischen Kirche. »Opfer und Aggressor können nicht gleichgesetzt werden«, ergänzte Selenskyj.
Franziskus hatte in den Monaten seit dem russischen Angriff mehrmals den Unmut von Ukrainern auf sich gezogen, weil er versucht hatte zu vermeiden, Kriegsparteien direkt anzusprechen und zu kritisieren. Nur so könne man neutraler Vermittler für den Frieden sein, meinte er.
Selenskyj zeigte sich zugleich dankbar für die Anteilnahme des Papstes am Leid von Millionen von Ukrainern. Er sprach bei dem Treffen zudem die Zehntausenden ukrainischen Kinder an, die von den Russen verschleppt worden seien, wie der Präsident berichtete. Alle Anstrengungen müssten einer Heimkehr der Kinder gelten.
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