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Pistorius besucht Panzerausbildung in Munster

In gut einem Monat fahren die ukrainischen Soldaten mit ihren deutschen Panzern an die Front. Verteidigungsminister Pistorius besucht die Ausbildung auf dem Truppenübungsplatz Munster.

Verteidigungsminister Pistorius
Verteidigungsminister Boris Pistorius (rechts) bei seiner Ankunft in der Panzertruppenschule im niedersächsischen Munster am Schützenpanzer Marder. Foto: Carsten Hoffmann
Verteidigungsminister Boris Pistorius (rechts) bei seiner Ankunft in der Panzertruppenschule im niedersächsischen Munster am Schützenpanzer Marder.
Foto: Carsten Hoffmann

Die Ausbildung ukrainischer Panzer-Soldaten in Deutschland liegt nach Angaben von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) im Zeitplan. »Es bleibt dabei: Ziel ist es, bis Ende März werden die Panzer, sowohl die Leoparden als auch die Marder, ausgeliefert werden und dann auch die Ausbildung abgeschlossen sein«, sagte Pistorius am Montag im niedersächsischen Munster. Die Lieferung von Panzern ist Teil der deutschen Militärhilfe, die der Ukraine bei der Verteidigung gegen Russland helfen soll.

An dem Truppenbesuch nahmen auch SPD-Chef Lars Klingbeil, der CDU-Verteidigungspolitiker Henning Otte und der frühere Box-Weltmeister Wladimir Klitschko teil. »Damals, vor einem Jahr, hat die freie Welt an uns, die Ukraine, nie geglaubt. Ich möchte euch bitten, an uns, an die Ukraine zu glauben, weiter zu glauben, dass wir uns verteidigen können«, sagte Klitschko. Es gehe um Tod oder Leben. »Es gibt nur eine Auswahl zwischen den beiden und nichts anderes«, sagte er. »Und deswegen lernen wir schnell. Was man wahrscheinlich in einem Jahr lernen soll, lernen wir im Wochentakt.«

Die Ausbildung erfolgt im Auftrag der Europäischen Union. Dazu wurde in Strausberg bei Berlin ein sogenanntes Special Training Command eingerichtet. Es werden nicht nur Panzer-Soldaten ausgebildet - bislang wurden 1200 Ukrainer geschult. Und es werden 3000 Soldaten sein, wenn die mit der Ausbildung fertig sind, die gerade im Training sind. Ziel sind 15.000, vielleicht sogar 30.000 Soldaten.

Der Schrecken des Krieges in den Gesichtern

Er habe sich selbst ein Bild machen wollen von der Ausbildung, die jetzt seit dem 30. Januar laufe, sagte Pistorius. Bei seinem Besuch in Kiew habe er schon einige der Männer getroffen und sehr ernste Gesichter gesehen. Man habe ihnen den Schrecken des Krieges ansehen können, »gleichzeitig aber auch den Willen und die ungebrochene Moral, weiter für die Freiheit und die Integrität der Ukraine zu kämpfen«.

Auf dem Truppenübungsplatz Munster wird die Zusammenarbeit von Kommandant und Richtschütze im Turm des Schützenpanzers Marder im scharfen Schuss mit den Turmwaffen geübt. In Simulatoren für den Kampfpanzer Leopard 2 wird das Zusammenwirken der einzelnen Besatzungsmitglieder trainiert. Der Delegation wird all dies gezeigt.

Für die Ausbildung am Leopard 2A6 gebe es fünf Wochen Zeit. »Das Ziel ist es, sie kriegtüchtig zu machen, damit sie sich im Gefecht durchsetzen können«, sagte ein deutscher Offizier. Etwa 20 Prozent der Ukrainer seien schon kampferfahren, aber der viel größere Teil habe nur militärische Grundkenntnisse. »Die Ukrainer sind allesamt hochmotiviert, sehr wissbegierig«, sagt er.

Stabilisierte Waffenanlage

Die Bundeswehr-Experten gehen fest davon aus, dass der Leopard 2 im Gefecht gegen russische Panzertruppen weit überlegen ist. Ein Grund ist, dass er eine stabilisierte Waffenanlage hat und damit auch aus laufender Fahrt heraus schießen kann, der russische T-72 für den Schuss aber stehen muss. Ein deutscher Soldat sagt, der Kampfpanzer Leopard werde im Kampf »seinen Mann stehen«.

»Der Unterschied ist wie zwischen Mercedes und Lada«, sagte ein ukrainischer Soldat über das deutsche Gerät. Dass alles auf deutsch beschriftet ist, sei kein Problem. Die Technik erschließe sich logisch, und wenn man das Prinzip verstehe, könne man den deutschen Ausbildern sogar ohne Sprachkenntnisse folgen. Vitalii ist 57 Jahre alt, älter als die meisten anderen, aber auch mit Brille und einem über das Gesicht gezogenen Stoffschlauch unkenntlich gemacht. Sicherheitsgründe. Dass er bald an der Front kämpft, ist nach der Ausbildung praktisch sicher. Auf eine Frage sagt er: »Alle haben Angst, aber das Wichtige ist, wie man damit umgeht und dass man trotz der Angst weiterkämpft.«

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