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Pionierin am Supreme Court - Sandra Day O’Connor gestorben

Bei vielen Entscheidungen des Supreme Court gab die Stimme von Sandra Day O’Connor den Ausschlag. Und für viele Frauen ist die einstige Richterin noch heute ein Vorbild.

Sandra Day O’Connor
Sandra Day O'Connor im Jahr 1981. Sie einstige Richterin ist für viele bis heute ein Vorbild. Foto: John Durica/DPA
Sandra Day O'Connor im Jahr 1981. Sie einstige Richterin ist für viele bis heute ein Vorbild.
Foto: John Durica/DPA

Die erste Frau am Obersten Gerichtshof der USA, Sandra Day O’Connor, ist mit 93 Jahren gestorben. Die einstige Richterin starb am Morgen in Phoenix im US-Bundesstaat Arizona, wie der Supreme Court im Washington mitteilte.

Demnach erlag sie den Komplikationen einer fortgeschrittenen Demenz und einer Atemwegserkrankung. O'Connor hat in den USA Geschichte geschrieben, als sie 1981 als erste Frau Richterin am Supreme Court wurde. Bei vielen Urteilen gab sie die entscheidende Stimme ab und stimmte teils mit den liberalen, teils mit den konservativen Kollegen. Daher galt sie während ihrer Zeit am Obersten Gericht als eine der einflussreichsten Frauen der USA.

O'Connor wurde von dem damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan nominiert und ging 2006 in Ruhestand - auch um sich um ihren kranken Ehemann zu kümmern. Richterinnen und Richter am Supreme Court werden auf Lebenszeit ernannt. O'Connor wurde zwar vom Republikaner Reagan nominiert. Sie stimmte aber durchaus nicht immer im Sinne der Konservativen - etwa beim Thema Abtreibung oder der Trennung zwischen Staat und Kirche. O'Connor bekam erst 1993 eine Kollegin im Obersten Gericht - damals wurde die dem linken Flügel zugerechnete Ruth Bader Ginsburg zur Richterin ernannt. Sie blieb bis zu ihrem Tod im Amt und starb 2020.

Jurastudium in Stanford

O'Connor wurde 1930 im Bundesstaat Texas geboren und studierte Jura an der renommierten Stanford Universität in Kalifornien. Sie engagierte sich bei den Republikanern und wurde Senatorin im Senat von Arizona. Über ihre Zeit am Obersten Gericht schreibt die »Washington Post«: »Sie ging in keinem Bereich des Rechts weit genug, um entweder die Konservativen oder die Liberalen, entweder die Republikaner oder die Demokraten, voll zufrieden zu stellen.«

Eine Entscheidung, bei der besonders auf O'Connor geschaut wurde, war die historische Verhandlung über den Ausgang der Präsidentschaftswahl 2000. Damals ging es um die Frage, ob die Stimmen im entscheidenden Bundesstaat Florida neu ausgezählt werden sollten. Der Supreme Court erklärte die Wahl für beendet und machte damit den Republikaner George W. Bush zum Präsidenten, der Demokrat Al Gore hatte das Nachsehen. Viele Liberale nahmen O'Connor übel, dass sie im Sinne Bushs entschieden hatte.

© dpa-infocom, dpa:231201-99-150044/2