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Papst geißelt Kriege auf der Welt: Denkt an die Kinder!

Die Kriege in der Ukraine und anderswo auf der Welt überschatten Weihnachten. Papst Franziskus fleht, die Not leidenden Menschen - allen voran die Kinder - in diesen Feiertagen nicht zu vergessen.

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Papst Franziskus spricht den Weihnachtssegen »Urbi et Orbi« vom Hauptbalkon des Petersdoms. Foto: Gregorio Borgia
Papst Franziskus spricht den Weihnachtssegen »Urbi et Orbi« vom Hauptbalkon des Petersdoms.
Foto: Gregorio Borgia

Nach einem Jahr voller Konflikte und Kriege hat Papst Franziskus die Welt in seiner Weihnachtsbotschaft zu einem stärkeren Einsatz für den Frieden aufgefordert.

Unter dem Eindruck der blutigen Auseinandersetzung in der Ukraine erinnerte das Oberhaupt der Katholiken vor allem an die leidenden Kinder. Er erkenne im Gesicht des neugeborenen Jesus in der Krippe »die Gesichter der Kinder, die sich in allen Teilen der Welt nach Frieden sehnen«, sprach Franziskus vom Balkon des Petersdoms. Dann spendete er den Segen »Urbi et Orbi«, der Stadt und dem Erdkreis.

Schon in der Christmette hatte der Papst an Heiligabend gepredigt, dass die Schwachen und Armen »die Hauptleidtragenden der menschlichen Gier« seien. »Ich denke dabei besonders an die Kinder, die von Krieg, Armut und Ungerechtigkeit verschlungen werden.«

Nach zwei Corona-Jahren feierte der Pontifex die Christmette erstmals wieder in einer voll besetzten Peters-Basilika vor rund 7000 Gästen. Heute füllte sich dann der Petersplatz mit zigtausend Gläubigen für Franziskus' Weihnachtsbotschaft. Auch die Feierlichkeiten im Heiligen Land erinnerten wieder an die Zeit vor der Pandemie.

»Blickt in die Gesichter der Ukrainer!«

Franziskus klagte, »dass, während uns der Friedensfürst geschenkt wird, weiterhin Winde des Krieges eiskalt über die Menschheit hinweg wehen«. Wie schon in fast allen Reden des Papstes seit Ende Februar spielte auch am ersten Feiertag die Ukraine eine wichtige Rolle. »Unser Blick möge die Gesichter unserer ukrainischen Brüder und Schwestern aufnehmen, die dieses Weihnachten im Dunkeln, in der Kälte oder weit weg von ihrem Zuhause erleben - aufgrund der Zerstörung, die zehn Monate Krieg verursacht haben«, sagte Franziskus.

In der Christmette hatte der Papst gesagt: »Macht- und geldhungrige Menschen verzehren in der Welt sogar ihre Nächsten, ihre Brüder und Schwestern. Wie viele Kriege gibt es! Und an wie vielen Orten werden auch heute noch Würde und Freiheit mit Füßen getreten!«

Der Pontifex sprach auch von »anderen Schauplätzen dieses dritten Weltkriegs« und erwähnte etwa Syrien, Libyen, den Libanon, Jemen, die Sahelzone, Iran und Myanmar. Er bat zudem darum, Flüchtlinge, Arme und Hungerleidende in der Welt nicht zu vergessen.

Im Heiligen Land warnen Christen vor immer mehr Gewalt

Außerdem dachte der Papst »an das Heilige Land, wo die Gewalt und die Zusammenstöße in den letzten Monaten zugenommen haben, mit Toten und Verletzten«. Dort hatten die Weihnachtsfeierlichkeiten an Heiligabend mit der traditionellen Prozession von Jerusalem nach Bethlehem begonnen. Diese war vom Oberhaupt der katholischen Kirche im Heiligen Land, Pierbattista Pizzaballa, angeführt worden.

Bei der Mitternachtsmesse in Bethlehem warnte auch Pizzaballa vor einem Anstieg der Gewalt in der Region. »Wir sehen, dass die Gewalt offenbar unsere Hauptsprache, unsere primäre Art der Kommunikation geworden ist«, sagte er während seiner Ansprache in der katholischen Katharinenkirche neben der Geburtskirche.

In diesem Jahr habe man »einen schrecklichen Anstieg der Gewalt auf palästinensischen Straßen gesehen, mit einer Totenzahl, die uns um Jahrzehnte zurückwirft«. Es sei ein beunruhigendes Zeichen für politische Spannungen und Unbehagen vor allem der Jugend angesichts des fortwährenden, ungelösten Konflikts mit Israel. Pizzaballa äußerte auch Sorgen angesichts der Bildung einer rechts-religiösen Regierung in Israel, der auch rechtsextreme Politiker angehören. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Ramallah wurden dieses Jahr bereits 170 Palästinenser bei Zusammenstößen oder eigenen Anschlägen getötet, so viele wie noch nie seit 2006.

© dpa-infocom, dpa:221225-99-15110/3