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OECD erwartet Rekord-Zuwanderung durch den Ukraine-Krieg

Die Flüchtlingskrise von 2015 war eine Folge des Bürgerkriegs in Syrien. Doch nach dem russischen Angriff auf die Ukraine dürften die Zuwanderungszahlen von damals noch einmal übertroffen werden.

Ukraine-Geflüchtete
Ukrainische Flüchtlinge verlassen mit ihrem Gepäck die Flüchtlingsunterkunft in Hamburg. Foto: Marcus Brandt
Ukrainische Flüchtlinge verlassen mit ihrem Gepäck die Flüchtlingsunterkunft in Hamburg.
Foto: Marcus Brandt

Der Ukraine-Krieg sorgt in Deutschland voraussichtlich für das zuwanderungsstärkste Jahr seit der Wiedervereinigung. Wie die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD) mitteilt, wird die Zahl der Zuzüge bis Jahresende voraussichtlich höher liegen als 2015. Damals waren - vor allem in Folge des Bürgerkriegs in Syrien - binnen eines Jahres mehr als 2,1 Millionen Menschen nach Deutschland gekommen. Im laufenden Jahr registrierte das Statistische Bundesamt allein von Februar bis August mehr als 1,8 Millionen Zuzüge nach Deutschland, darunter etwa 952.000 vor dem russischen Angriffskrieg geflohene Ukrainerinnen und Ukrainer.

Bessere Verteilung der Flüchtlinge notwendig

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) will sich am Dienstag mit Vertretern kommunaler Spitzenverbände treffen, um über eine bessere Verteilung von Geflüchteten in Deutschland zu sprechen.

Im jüngsten Migrationsbericht der OECD ist infolge des russischen Angriffs von einer historischen Massenflucht die Rede. Demnach flohen aus der Ukraine allein bis Mitte September rund fünf Millionen Menschen in die OECD-Staaten. Deutschland ist mit nahezu einer Million Flüchtlinge nach Polen das wichtigste Aufnahmeland in der OECD.

Das ist die OECD

Die Organisation mit Hauptsitz in Paris ist ein Zusammenschluss von 38 Industrienationen. Regelmäßig erforscht sie die Zuwanderung in ihre Mitgliedsländer; neben den EU-Staaten sind das unter anderem die USA, Kanada und Japan.

In Deutschland haben Aufnahme und Integration der Ukrainer nach Einschätzung der Forscher deutlich besser funktioniert als bei der Flüchtlingskrise von 2015. »Man hat schon eine Menge gelernt«, sagte Thomas Liebig, Leiter der OECD-Abteilung für Internationale Migration. Er verwies etwa auf Integrationskurse und die Aufnahme-Infrastruktur. Der Zugang zum Arbeitsmarkt sei mit einer Quote von 10 bis 15 Prozent in den meisten OECD-Ländern allerdings relativ bescheiden.

65 Prozent sind Frauen und Mädchen

Nach Zahlen des Statistischen Bundesamts wurden die meisten Zuzüge aus der Ukraine im März (431.000) und April (198.000) gezählt - also in den ersten beiden Monaten nach dem russischen Angriff. Danach sank die Zahl wieder, lag aber weiterhin deutlich über dem Vorjahresniveau. 65 Prozent der Ukraine-Flüchtlinge seien Frauen und Mädchen gewesen. 37 Prozent der Eingewanderten waren minderjährig.

OECD-Migrationsstudie 2022

Mitteilung des Statistischen Bundesamts

© dpa-infocom, dpa:221010-99-77587/2