Ungeachtet starker Proteste hat Nordkorea seine Serie von Raketentests fortgesetzt. Das südkoreanische Militär teilte mit, Nordkorea habe am Donnerstag erneut zwei ballistische Kurzstreckenraketen in Richtung des Japanischen Meeres (koreanisch: Ostmeer) abgefeuert, wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap berichtete. Die Geschosse seien bei der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang gestartet worden. Die eine sei bei einer maximalen Höhe von 80 Kilometern 350 Kilometer weit geflogen, die andere 800 Kilometer bei einer maximalen Höhe von 60 Kilometern.
Wenige Stunden später hat Nordorea zudem zwölf Kampfflugzeuge in der Nähe der innerkoreanischen Grenze entsandt. Die Maßnahme war offenbar eine Reaktion auf ein gemeinsames Seemanöver der südkoreanischen und US-amerikanischen Streitkräfte vom Donnerstag. Wie der südkoreanische Generalstab berichtete, soll die nordkoreanische Flugformation Schießübungen durchgeführt haben. Südkorea schickte als direkte Reaktion 30 Kampfflugzeuge in das Grenzgebiet.
Am Mittwoch hatte Südkorea mitgeteilt, die USA wollten ihren nukleargetriebenen Flugzeugträgers »USS Ronald Reagan« erneut in die Gewässer östlich der koreanischen Halbinsel entsenden. Zuletzt war das Schiff im September zu seinem ersten Besuch in Südkorea seit fast vier Jahren eingetroffen und hatte an einem Seemanöver zwischen südkoreanischen und US-Streitkräften teilgenommen.
Japans Regierungschef Kishida verurteilte Raketenstarts
Das südkoreanische Militär erklärte: »Die fortgesetzten Raketenstarts Nordkoreas sind eine schwerwiegende Provokation, die nicht nur den Frieden und die Stabilität auf der koreanischen Halbinsel bedrohen, sondern auch die internationale Gesellschaft.« Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol sagte laut Yonhap am Donnerstagmorgen, dass sich seine Regierung »umfassend um die Sicherheit und das Leben der Bevölkerung kümmern« werde. Seit dem 25. September hat Nordkorea nun bereits sechs Mal Raketen gestartet.
Der japanische Regierungschef Fumio Kishida verurteilte die wiederholten Raketenstarts Nordkoreas zudem als »völlig inakzeptabel«, wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo berichtete. Zudem hat Kishida nach seinem ersten Telefonat mit Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol seit dessen Amtsbeginn die Bedeutung der Sicherheitszusammenarbeit beider Länder unter Einbeziehung der Vereinigten Staaten bekräftigt. Wie Kishida laut Kyodo am Donnerstag sagte, hätten die Staatschefs von Südkorea und Japan vereinbart, eine »zukunftsorientierte« Beziehung zwischen Japan und Südkorea aufzubauen. Über ihre Botschaft in Peking übergab Japans Regierung einen formellen Protest an die diplomatische Vertretung Nordkoreas in der chinesischen Hauptstadt.
Am Dienstag hatte Pjöngjang eine ballistische Mittelstreckenrakete abgefeuert, die - erstmals seit knapp fünf Jahren - über die japanische Inselgruppe geflogen war. Sowohl die USA als auch die Nato verurteilten den Test scharf. Als Reaktion schossen die USA und Südkorea am Mittwoch vier Boden-Boden-Raketen in Richtung des Japanischen Meers. Das letzte Mal, als Nordkorea 2017 eine Rakete über Japan fliegen ließ, führte das Land nur wenige Tage später einen Atomwaffentest durch. UN-Resolutionen untersagen Nordkorea die Erprobung von ballistischen Raketen jeglicher Reichweite, die je nach Bauart auch einen Atomsprengkopf befördern können.
Gemeinsame Haltung des UN-Sicherheitsrates nicht in Sicht
Laut Angaben des südkoreanischen Verteidigungsministeriums soll Nordkorea den Abschuss einer ballistischen U-Boot-Rakete sowie einer Interkontinentalrakete vorbereiten. Experten rechnen auch damit, dass Nordkorea in den kommenden Wochen seinen ersten Atomtest seit 2017 durchführen könnte.
Eine gemeinsame Haltung des UN-Sicherheitsrates zu den nordkoreanischen Raketenstarts ist aber nicht in Sicht. Bei einer Dringlichkeitssitzung am Mittwoch in New York wurde Diplomaten zufolge keine Einigung auf einen Text erwartet. Demnach sei ein Vorschlag zu einer gemeinsamen Stellungnahme von China vor dem Treffen blockiert worden. Der stellvertretende chinesische Botschafter Geng Shuang gab den USA eine Schuld am Verhalten Nordkoreas. Washington habe in der Vergangenheit auf Maßnahmen des Landes zur Denuklearisierung nicht angemessen reagiert. China gilt als wichtigster Partner Nordkoreas.
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