Die Präsidentschaftswahl in Afrikas bevölkerungsreichstem Land Nigeria hat sich angesichts der angespannten Sicherheitslage in mehreren Teilen des Landes massiv verzögert. Auch Stunden nach der offiziellen Schließung der Wahllokale um 14.30 Uhr standen landesweit noch Tausende Wählerinnen und Wähler Schlange, um ihre Stimmen abzugeben.
Nigerias Wahlbehörde INEC kündigte an, dass mehrere Wahllokale anders als geplant auch am Sonntagmorgen geöffnet würden. An anderen Orten liefen bereits Auszählungen. Erste Ergebnisse sollen schon am Sonntagmittag verkündet werden.
Mehr als 87 Millionen der rund 220 Millionen Einwohner waren für die Wahl angemeldet und hatten ihre Berechtigungskarten abgeholt - ein Rekord. Neben dem Präsidenten von Afrikas größter Volkswirtschaft werden auch mehr als 400 Sitze in zwei Parlamentskammern neu gewählt.
Sicherheitsprobleme
Die Wochen vor der Wahl waren von Sorgen über die Sicherheit überschattet. Im Norden des Landes sind bewaffnete Milizen aktiv, darunter dschihadistische Terrorgruppen wie Boko Haram. Im Nordwesten und Zentrum des Landes sorgen kriminelle Banden und blutige Landkonflikte für Unsicherheit, im Südosten sind es gewalttätige Separatisten. Daneben machen Bargeldknappheit sowie eine Treibstoffkrise den Menschen zu schaffen.
Die Abstimmung wurde von einzelnen Gewaltvorfällen in verschiedenen Teilen des Landes begleitet. Nach Angaben der Wahlbehörde griffen Bewaffnete in drei Bundesstaaten Wahllokale an, um Geräte zur biometrischen Wähleridentifizierung zu stehlen. In Teilen der Bundesstaaten Borno und Niger sei die Wahl nach Angriffen von Dschihadisten verschoben worden, räumte der Vorsitzende der Wahlbehörde ein. Bewaffnete griffen zudem mehrere Wahllokale der Wirtschaftsmetropole Lagos an und stahlen Wahlunterlagen, woraufhin das Militär eingesetzt wurde.
Drei aussichtsreiche Kandidaten
Präsident Muhammadu Buhari (80) scheidet nach zwei Amtszeiten aus. Erstmals seit Nigerias Rückkehr zur Demokratie 1999 hat neben den Kandidaten der zwei vorherrschenden Parteien auch ein Dritter gute Chancen. Eine große Rolle spielt in Nigeria die Herkunft und Religionszugehörigkeit der Kandidaten. Unter den insgesamt 18 Bewerbern sind die aussichtsreichsten Kandidaten der frühere Gouverneur von Lagos, Bola Tinubu (70) von der Regierungspartei APC, sowie der frühere Vizepräsident Atiku Abubakar (76) von Demokratischen Volkspartei (PDP), der bereits zum sechsten Mal antritt. Insbesondere in großen Städten und bei der Jugend beliebt ist zudem Peter Obi (61) von der Labour-Partei. Damit scheint erstmals eine Stichwahl um das Präsidentenamt wahrscheinlich.
Um die Wahl für sich zu entscheiden, muss ein Kandidat die meisten Stimmen landesweit und zudem mindestens ein Viertel der Stimmen in zwei Dritteln der 36 Bundesstaaten holen. Erreicht keiner dieses Ziel, kommt es drei Wochen später zur Stichwahl.
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