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Niger: Ecowas-Staaten stellen Eingreiftruppe zusammen

Die westafrikanische Staatengemeinschaft Ecowas stellt eine Eingreiftruppe für einen Einsatz gegen die Putschisten im Niger zusammen. Viele Menschen in dem Land sorgen sich um die Lebensmittelknappheit.

Pro-Putsch-Proteste im Niger
Demonstranten nehmen kurz nach dem Putsch Ende Juli in Nigers Hauptstadt Niamey an einem Marsch zur Unterstützung der Militärjunta teil. Foto: Djibo Issifou/DPA
Demonstranten nehmen kurz nach dem Putsch Ende Juli in Nigers Hauptstadt Niamey an einem Marsch zur Unterstützung der Militärjunta teil.
Foto: Djibo Issifou/DPA

Die westafrikanische Staatengemeinschaft Ecowas hat ihre Militärchefs angewiesen, »sofort« eine Eingreiftruppe für einen möglichen Einsatz im Niger zusammenzustellen. Es gehe nach dem Militärputsch in dem Land um die Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Ordnung, sagte Omar Touray, der Präsident der Ecowas-Kommission, nach einem Gipfel der Staatschefs in Nigerias Hauptstadt Abuja.

Die Staatengemeinschaft halte sich »alle Optionen« offen. Es habe aber Priorität, die verfassungsmäßige Ordnung mit friedlichen Mitteln wiederherzustellen, sagte er weiter.

Zuvor hatte auch der Präsident des regionalen Schwergewichts Nigeria, Bola Tinubu, in seiner Abschlussrede bei dem Gipfel erneut für eine friedliche Lösung des Konflikts mit der Militärjunta geworben. Gleichzeitig betonte er: »Keine Option wird vom Tisch genommen. Das gilt auch für die Anwendung von Gewalt. Als letztes Mittel.«

Im Niger hatte das Militär am 26. Juli die Macht übernommen, die Verfassung ausgesetzt und den demokratisch gewählten Präsidenten Mohamed Bazoum festgesetzt. Ecowas hatte am 30. Juli gegen den Niger Sanktionen verhängt, von den Putschisten die Wiederherstellung der Verfassung gefordert und andernfalls mit Gewalt gedroht.

Militärjunta beruft neues Ministerkabinett

Indessen hat die Junta im Niger eine Regierung aus Militärs und Zivilisten gebildet. Das teilte ein Sprecher der neuen Machthaber im Nationalen Fernsehen mit. Demnach wurden 21 Ministerposten neu besetzt, die Bereiche Verteidigung und Sicherheit blieben dabei in militärischer Hand.

Neuer Verteidigungsminister ist laut der Mitteilung General Salifou Mody. Mody gilt als Nummer zwei im Niger nach De-facto-Präsident Tiani. Mody war bis 2019 Militärattaché an der nigrischen Botschaft in Berlin. Bereits in der Nacht zum Dienstag hatte die Junta den Ökonomen Ali Mahaman Lamine Zeine zum neuen Premierminister des Landes erklärt.

Hungerkrise im Niger verschärft sich

Gut zwei Wochen nach dem Militärputsch nahm die Hilfsorganisation Aktion gegen den Hunger ihre humanitäre Hilfe im Niger wieder auf. »Die Unterernährung von Kindern nimmt dramatisch zu«, sagte Helene Mutschler, die Geschäftsführerin von Aktion gegen den Hunger. Mehr als vier Millionen Menschen seien auf humanitäre Hilfe angewiesen, die meisten davon Frauen und Kinder. »Umso wichtiger ist es, dass unsere Teams im Niger die Hilfsmaßnahmen wieder vollständig aufnehmen können«, so Mutschler.

Zuvor hatte der Leiter der Welthungerhilfe im Niger, Jameson Gadzirai, vor einer Lebensmittelkrise im dem westafrikanischen Land gewarnt. Dem Redaktionsnetzwerk Deutschland sagte Gadzirai am Donnerstag, die Preise für einen 50-Kilogramm-Sack Reis seien infolge des Konflikts um fast 50 Prozent gestiegen, der Preis für Öl um 20 Prozent.

© dpa-infocom, dpa:230810-99-793725/4