Mit einer neuen bundesweiten Kampagne gegen sexuelle Gewalt an Kindern wollen das Bundesfamilienministerium und die Missbrauchsbeauftragte des Bundes, Kerstin Claus, mehr Bewusstsein für das Thema schaffen. Viele Menschen würden sexuellen Missbrauch in ihrem Umfeld verdrängen, sagte Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) am Donnerstag bei der Vorstellung der Kampagne. Doch genau das dürfe nicht passieren.
»Wir Erwachsene haben die Verantwortung, für Kinder da zu sein. Wir haben die Verantwortung, einen Verdacht nicht wegzuschieben, ihn nicht auf sich beruhen zu lassen, sondern ihm nachzugehen«, sagte Paus. Die neue Kampagne mit dem Titel »Schieb den Gedanken nicht weg!« solle helfen, gewohnte familiäre Denkmuster infrage zu stellen und sexuellen Missbrauch im Alltag besser zu erkennen.
Die Fallzahlen steigen
In der polizeilichen Kriminalstatistik wurden im vergangenen Jahr 15.500 Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch registriert - ein Anstieg um 6,3 Prozent im Vergleich zu 2020. Paus wies darauf hin, dass das Dunkelfeld, also die Zahl der Fälle, die nicht bekannt oder angezeigt würden, »ungleich größer« sei. Etwa drei Viertel der Fälle spielten sich im engsten sozialen Umfeld ab.
Auch die Politik müsse mehr tun, um betroffene Kinder zu schützen. Sie werde daher noch in dieser Legislaturperiode das Amt der Unabhängigen Beauftragten für sexuellen Kindesmissbrauch (UBSKM) auf eine gesetzliche Grundlage stellen, kündigte die Ministerin an. Ziel sei es, die rechtliche Stellung des Amtes und seine Aufgaben verbindlicher zu regeln. Zudem soll Paus zufolge eine regelmäßige Berichtspflicht an den Deutschen Bundestag etabliert werden.
Die neue Kampagne ist als mehrjähriges Projekt angelegt. Nach Angaben der Missbrauchsbeauftragten Claus stehen dafür in diesem und im kommenden Jahr 2023 Haushaltsmittel in Höhe von fünf Millionen Euro zur Verfügung. Ziel sei es, die Finanzierung auch 2024 und 2025 zu erreichen, erklärte Claus.
Vorgesehen ist, dass neben der Verbreitung von Informationen lokale Initiativen mit einem Kampagnenbüro gestärkt werden. Auch der Nationale Rat gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen - ein Forum des Bundes mit mehreren Arbeitsgruppen - soll die Arbeit unterstützen.
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