Bei erneuten russischen Angriffen auf die ukrainische Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer ist nach Angaben der Behörden mindestens ein Mensch ums Leben gekommen. 19 weitere Menschen wurden in der Nacht zu Sonntag verletzt, darunter vier Kinder, teilte der Chef der Militärverwaltung, Oleh Kiper, auf seinem Telegram-Kanal mit. Den Behörden zufolge wurden Hafeninfrastruktur und sechs Wohngebäude beschädigt.
Auch die Verklärungskathedrale wurde getroffen. Fotos in sozialen Netzwerken zeigten deutliche Schäden an dem bekannten orthodoxen Gotteshaus. Ungeachtet der gut dokumentierten Schäden stritt das russische Verteidigungsministerium später ab, für die Zerstörung des Gotteshauses verantwortlich zu sein.
Laut dem ukrainischen Militär setzten die Russen bei ihren jüngsten Angriffen fünf verschiedene Typen von Raketen und Marschflugkörpern ein. Immerhin hätten die meisten Geschosse von der Luftverteidigung abgewehrt werden können, hieß es. Der Sekretär des Nationalen ukrainischen Sicherheitsrats, Olexij Danilow, erklärte, Russland wolle durch Einschüchterung die internationalen Bemühungen zur möglichen Wiederaufnahme des Getreide-Abkommens sabotieren.
Schon seit Tagen bombardiert Russland den ukrainischen Schwarzmeerhafen Odessa und zerstört dort Getreidelager - unter dem Vorwand, dort gebe es militärische Ziele. Odessa war einer der Häfen, über die die Ukraine im Rahmen des internationalen Getreideabkommens Korn verschiffte. Russland ließ diese Vereinbarung zu Beginn der letzten Woche auslaufen.
Selenskyj droht mit Vergeltung
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kündigte nach den neuen russischen Angriffen Vergeltung an. »Raketen gegen friedliche Städte, gegen Wohngebäude, gegen eine Kathedrale... Es kann keine Entschuldigung für das russische Böse geben«, schrieb Selenskyj am Sonntag auf seinem Telegram-Kanal. »Wie immer wird auch dieses Böse verlieren. Und es wird für Odessa definitiv eine Vergeltung gegen die russischen Terroristen geben.« Bereits in seiner am Samstagabend verbreiteten Videobotschaft hatte Selenskyj Russland Terror gegen die Menschen in Odessa vorgeworfen und angekündigt, Russland dafür zu bestrafen.
Bei den Angriffen wurden auch mehrere Museen in der zum Weltkulturerbe eingestuften Altstadt beschädigt, was heftige Kritik auslöste. Das historische Zentrum von Odessa war infolge des russischen Krieges im Januar 2023 in die Unesco-Liste des gefährdeten Weltkulturerbes aufgenommen worden.
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