Nach schwerem Beschuss mit Raketen aus dem Libanon auf Israel ist die Lage im Nahen Osten kurz vor Ostern eskaliert. Israel griff in der Nacht zum Freitag Stützpunkte militanter Palästinenser im Nachbarland sowie im Gazastreifen aus der Luft an. Die Armee machte sie für die heftigsten Angriffe aus dem Libanon seit anderthalb Jahrzehnten verantwortlich.
Auch in Israel gab es wieder mehrfach Alarm, weil Geschosse aus dem Gazastreifen abgefeuert wurden. Im Westjordanland kamen nach einem mutmaßlichen Angriff von Palästinensern zwei israelische Frauen ums Leben.
Am Donnerstag waren nach Angaben der israelischen Armee Dutzende Raketen aus dem Libanon auf israelisches Gebiet gefeuert worden - so viele wie seit 2006 nicht mehr. Damals war zwischen beiden Seiten ein Krieg ausgebrochen. Beide Länder befinden sich laut dem libanesischen Historiker Makram Rabbah seit 1978 im Kriegszustand. Damals war Israel erstmals in den Libanon einmarschiert. Der Konflikt zwischen beiden begann aber bereits 30 Jahre zuvor.
An der Grenze kommt es immer wieder zu Spannungen. Die im Gazastreifen herrschende Hamas hat auch in den palästinensischen Flüchtlingslagern im Libanon großen Einfluss. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigte an, die Reaktion seines Landes werde »unseren Feinden einen erheblichen Preis abverlangen«.
Angriffe nahe Tyros im Libanon
Israels Armee nahm eigenen Angaben zufolge im Libanon »terroristische Infrastruktur« der Hamas zum Ziel. Bei den Angriffen seien mehrere Häuser nahe der Stadt Tyros beschädigt worden, berichteten Augenzeugen der Deutschen Presse-Agentur. Die Explosionen in den frühen Morgenstunden lösten bei Anwohnern Panik aus. Bei den Angriffen sei auch ein Feld in der Nähe eines palästinensischen Flüchtlingslagers getroffen worden, hieß es aus libanesischen Sicherheitskreisen.
Am Abend fing Israels Armee eigenen Angaben zufolge auch eine Drohne aus dem Nachbarland ab.
Der Libanon trage die Verantwortung für jeglichen Beschuss, der von seinem Staatsgebiet ausgehe, hieß es in einer Erklärung des israelischen Militärs. Dessen geschäftsführender Ministerpräsident Nadschib Mikati betonte: »Der Libanon lehnt jede militärische Eskalation, die von seinem Land ausgeht, sowie die Nutzung libanesischen Territoriums zur Durchführung von Operationen, die die bestehende Stabilität gefährden kann, vehement ab.«
Menschen im Gazastreifen bleiben in ihren Häusern
In der Nacht und am Morgen flog Israels Armee auch Angriffe auf den Gazastreifen. Israelische Kampfjets bombardierten nach Militärangaben unter anderem Waffenfabriken sowie Angriffstunnel der islamistischen Hamas. In der Küstenenklave waren die Straßen am Freitag leer. Viele Menschen blieben aus Angst vor Raketen zuhause. Verletzte oder Tote wurden zunächst nicht gemeldet. Ein Kinderkrankenhaus wurde nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums beschädigt.
Eine Sprecherin der israelischen Armee sagte der dpa, das Militär habe Ziele in der Nähe der Klinik angegriffen. Dass dabei das Krankenhaus beschädigt worden sein soll, darüber habe die Armee keine Kenntnis.
Auch in einigen israelischen Orten im Süden gab es mehrfach Raketenalarm. Nach Angaben der Armee wurden mehr als 40 Geschosse in der Nacht aus dem Gazastreifen auf Südisrael abgefeuert. Anwohner der Region wurden dazu angehalten, in der Nähe von Luftschutzbunkern zu bleiben.
Israelis im Westjordanland nach Beschuss gestorben
Im Westjordanland wurden bei einem mutmaßlichen Angriff von Palästinensern zwei israelische Frauen getötet. Nach Angaben der israelischen Armee wurden sie in einem Auto beschossen. Die beiden Schwestern im Alter zwischen 20 und 30 Jahren hätten dann einen Unfall gehabt, teilte der Rettungsdienst Magen David Adom mit. Eine weitere Frau sei lebensgefährlich verletzt worden.
Der jüngsten Eskalation in Nahost vorausgegangen waren Zusammenstöße der israelischen Polizei mit Palästinensern auf dem Tempelberg (Al-Haram al-Scharif) in Jerusalem. Der Tempelberg steht unter muslimischer Verwaltung, während Israel für die Sicherheit zuständig ist. Der Tempelberg mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee ist die drittheiligste Stätte im Islam. Er ist jedoch auch Juden heilig, weil dort früher zwei jüdische Tempel standen. Auf dem Gelände um die Moschee kommt es immer wieder zu gewalttätigen Konfrontationen.
Weil dieser Tage Ramadan, das jüdische Pessach-Fest sowie Ostern gleichzeitig stattfinden, zieht es deutlich mehr Gläubige als sonst in die Jerusalemer Altstadt. Am dritten Freitag des muslimischen Fastenmonats Ramadan wurden auch erneut Tausende Muslime für das Freitagsgebet auf dem Tempelberg erwartet.
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