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Netanjahu schwört Israelis auf weitere Kämpfe ein

Ein Jahr nach dem Hamas-Angriff gibt sich der Regierungschef siegesgewiss. Dabei hat er bislang keines der von ihm vorgegebenen Kriegsziele erreicht. Vielmehr kämpft Israel an immer mehr Fronten.

Nahostkonflikt - Grenze Israel-Libanon
Im Einsatz gegen Stellungen der Hisbollah im Südlibanon verstärkt Israel seine Bodentruppen. Foto: Ayal Margolin/DPA
Im Einsatz gegen Stellungen der Hisbollah im Südlibanon verstärkt Israel seine Bodentruppen.
Foto: Ayal Margolin/DPA

Ein Jahr nach dem Massaker vom 7. Oktober hat sich der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu siegesgewiss gezeigt. »Gemeinsam werden wir weiter kämpfen, und gemeinsam - mit Gottes Gnade - werden wir siegen«, sagte er in einer Videobotschaft. Gleichzeitig feuerte die Schiiten-Miliz Hisbollah nach Angaben der israelischen Streitkräfte am Jahrestag des Überfalls der islamistischen Hamas und anderer Extremisten rund 190 Geschosse aus dem Libanon auf Israel. Die israelische Luftwaffe flog ihrerseits nach eigenen Angaben Dutzende Angriffe auf Ziele im Libanon.

»Wir haben die Kriegsziele festgelegt und wir erreichen sie«, versprach der israelische Regierungschef Netanjahu. Diese seien: Die Herrschaft der Hamas zu brechen, alle Geiseln nach Hause zu bringen, jede künftige Bedrohung aus dem Gazastreifen unmöglich zu machen und eine sichere Rückkehr der Bewohner des Südens und des Nordens in ihre Häuser zu ermöglichen. 

Nach einem Jahr Krieg mit fast 42.000 Toten im Gazastreifen und wachsender internationaler Kritik am harten Vorgehen Israels in dem Küstenstreifen - und nun auch im Libanon - ist bisher jedoch keines der von Netanjahu genannten Kriegsziele komplett erreicht worden. 

Trauer und Wut bei Gedenken in Israel an Massaker

Bei Veranstaltungen am ersten Jahrestag des schlimmsten Massakers in der Geschichte des Staates Israel gedachten Menschen in Tel Aviv der Opfer. Viele Menschen weinten bei einer Zusammenkunft von Angehörigen im Jarkon-Park, hielten sich in den Armen und trugen Fotos der Getöteten und Verschleppten. Für die noch als Geiseln im Gazastreifen festgehaltenen etwa 100 Israelis stiegen Ballons auf. Tausende riefen immer wieder das Wort »achschaw«, was auf Hebräisch »jetzt« heißt und für die Forderung nach der sofortigen Freilassung der Verschleppten steht. Immer wieder wurde jedoch auch eine Untersuchung gefordert, wie die Sicherheitskräfte so überrumpelt werden konnten. Regierungschef Netanjahu wurde vorgeworfen, einen Waffenstillstand im Gaza-Krieg und damit die Freilassung der Geiseln verhindert zu haben. 

Israel verhängt Blockade über Südküste des Libanons

Vor dem geplanten Einsatz der Marine verhängten die israelischen Streitkräfte eine Blockade über die südliche Mittelmeerküste des Libanons. In einer auf Arabisch veröffentlichten Mitteilung wird die Zivilbevölkerung davor gewarnt, sich an Stränden aufzuhalten oder mit Booten aufs Meer zu fahren, da die israelische Marine dort Kampfeinsätze plane. Ein Aufenthalt am Strand oder auf dem Meer sei bis auf Weiteres »lebensgefährlich«, erklärte das Militär auf der Plattform X. Die Warnung gelte für die gesamte Küste südlich der Mündung des Awali-Flusses bei Sidon. Dieser Abschnitt bis zur faktischen Grenze mit Israel ist etwa 60 Kilometer lang.

Medien: Hisbollah feuert Raketen auf Militärbasis nahe Mossad-Hauptquartier

Die Hisbollah reklamierte Medienberichten zufolge einen Raketenangriff auf eine Militärbasis nahe dem Hauptquartier des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad für sich. Die Attacke habe dem Stützpunkt der Fernmeldeaufklärungseinheit Unit 8200 bei Tel Aviv gegolten, berichtete die Zeitung »The Times of Israel«. Die Basis liege neben dem Mossad-Hauptquartier. Nach Angaben der israelischen Streitkräfte wurden bei dem Angriff fünf Raketen abgefeuert. Einige wurden demnach abgefangen, andere gingen im offenen Gelände nieder.

Harris gibt ausweichende Antwort auf Frage zu Netanjahu

Die demokratische US-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris wich bei der Frage nach der Verlässlichkeit von Israels Regierungschef Netanjahu einer klaren Antwort aus. »Ich denke, bei allem Respekt, die bessere Frage ist: Gibt es ein wichtiges Bündnis zwischen dem amerikanischen Volk und den Israelis? Und die Antwort auf diese Frage ist ja«, sagte Harris in der Politik-Sendung »60 Minutes« auf die Frage: »Haben wir in Premierminister Netanjahu einen wirklich engen Verbündeten?« Harris sagte weiter, dass die Arbeit der US-Regierung mit Israels Führung auf diplomatischer Ebene ein »ein ständiges Bemühen um die Verdeutlichung unserer Grundsätze« sei. Sie fügte hinzu, dass Israel das Recht habe, sich selbst zu verteidigen. Es komme aber darauf an, wie Israel das tue. »Es sind schon viel zu viele unschuldige Palästinenser getötet worden. Dieser Krieg muss beendet werden.«

© dpa-infocom, dpa:241008-930-254358/1